Pharmaziestudium in Hessen: Nachwuchsprobleme werden durch Einsparpläne verschärft 04.05.2010 15:16 Uhr
Der Mangel an approbiertem Personal in den öffentlichen Apotheken ist zumindest in Fachkreisen hinlänglich bekannt - und mit Blick auf den zunehmenden Beratungsbedarf durch die alternde Bevölkerung und wachsenden Aufwand durch die Rabattverträge ohnehin bedenklich. Nun wird er durch Sparpläne für die hessischen Hochschulen und insbesondere für die größte bundesdeutsche pharmazeutische Fakultät in Marburg (800 von insgesamt rund 13.000 Pharmaziestudierenden) weiter verschärft.
Die hessische Landesregierung setzt aus Sicht der Studierenden ihre finanziellen Schwerpunkte auf Forschung und Elite-Universitäten, während für die Lehre in den übrigen Hochschulen drastisch weniger Geld zur Verfügung stehen soll.
Am Beispiel der Marburger Pharmazeuten heißt das: Durch das Einsparvolumen von 600.000 Euro, das 50 Prozent der Mittel für die nicht fest angestellten Mitarbeiter und Doktoranden entspricht, würden sich diese Stellen von derzeit 47 auf 22 reduzieren, so Johannes Hamers, Mitglied des Fachbereichsrates Pharmazie.
Die Universität Marburg ist von den Sparplänen besonders hart betroffen, weil sie ohnehin ein Haushaltsdefizit von 6 Millionen Euro habe.
Betrachtet man die wachsende Zahl älterer und alter, multimorbider Patienten und den Wunsch nach mehr pharmazeutischer Betreuung und Versorgungsmanagement durch die öffentlichen Apotheken, dann wird deutlich: Die Pläne der hessischen Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) für den neuen Hochschulpakt zwischen dem Land und den hessischen Hochschulen werden die Probleme verschärfen, qualifizierten approbierten Nachwuchs zu finden. ADEXA unterstützt deshalb die Pharmaziestudierenden in Hessen bei ihrem Protest.
Offener Brief an die
Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Eva Kühne-Hörmann
Sehr geehrte Frau Staatsministerin,
mit großer Sorge hat die Apothekengewerkschaft ADEXA die Sparpläne der hessischen Landesregierung für den Hochschulbereich im Rahmen des neuen Hochschulpaktes für die Jahre 2011 bis 2015 zu Kenntnis genommen. Als tarif- und berufspolitische Interessenvertretung der angestellten ApothekerInnen und Pharmaziestudierenden unterstützen wir den Protest der hessischen Pharmaziestudierenden gegen die Einsparungen im Etat der Fakultäten, die einen drastischen Abbau der Stellen für freie Mitarbeiter und Doktoranden bedeutet.
Die öffentlichen Apotheken haben den Auftrag zur sicheren flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung im Arzneimittelbereich. Schon jetzt herrscht in vielen Regionen ein starker Mangel an Apothekerinnen und Apothekern - dies werden Ihnen auch die Landesapothekerkammern und -verbände und ihre Dachorganisation ABDA bestätigen. Gegenläufig wird sich aber der Bedarf an qualifizierter Beratung durch die alternde Bevölkerung künftig weiter erhöhen: Stichwort pharmazeutische Betreuung/ Versorgungsmanagement der älteren, überwiegend multimorbiden PatientInnen. Eine Verschlechterung der Studienbedingungen würde die Nachwuchsprobleme für die öffentlichen Apotheken weiter verschärfen - und damit die Versorgung der Patienten gefährden!
Wir appellieren daher - auch im Namen der hessischen Pharmaziestudierenden - an Sie, bei der Finanzierung der hessischen Hochschulen die Landesmittel für die pharmazeutischen Fakultäten nicht zu kürzen und die Rahmenbedingungen für die Lehre insbesondere an denjenigen Hochschulen nicht zu reduzieren, die nicht zu den Exzellenz-Standorten gehören.
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Neusetzer und Tanja Kratt
ADEXA, Vorstand
Necdet Kalipcioglu
ADEXA, Landesvorstand Hessen
Diese Pressemitteilung und weitere Informationen finden Sie unter www.adexa-online.de
ADEXA - Die Apothekengewerkschaft
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Kontakt:
Tanja Kratt
ADEXA, Zweite Vorsitzende
Tel./Fax 0 43 28/72 26 30
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