Alten- und Pflegeheime

Ernährungsmanagement als A und O in der Pflege 18.01.2016 09:02 Uhr

Skandale in der Pflege sind heutzutage ein immer wieder kehrendes Phänomen. Der prominenteste deutsche Pflegekritiker Claus Fussek könnte nicht nur, sondern hat bereits mehrere Bücher zu diesem Thema geschrieben. Besonders im Fokus der Kritik stand zuletzt die Versorgung Pflegebedürftiger mit Nahrungsmitteln und ausreichend Flüssigkeit. Hier wird bei manchen schwarzen Schafen der Pflegebranche gerne gespart – mit schlimmen Folgen.

Die Folgen einer Mangelernährung sowie von Austrocknung sind für jeden Menschen und dessen Gesundheit katastrophal. Wenn es sich bei den Betroffenen aber um alte, gebrechliche und/oder demente Menschen handelt, sind die Auswirkungen zumeist noch schlimmer. Mangel an Essen und Trinken schwächt den schon gebeutelten Körper umso mehr und beschleunigt dadurch bestehende gesundheitliche Beeinträchtigungen. Der demente Mensch ist nicht mehr in der Lage, sein Hungerempfinden selbst wahrzunehmen und vergisst das von einer überforderten Pflegekraft auf den Tisch gestellte Essen. Fehlt es in diesem Fall an der Überwachung und Protokollierung des Ess- und Trinkprozesses, wandert beim Abräumen ein gefüllter Teller unangetastet im Müll und der einst gut genährte Opa erscheint den Angehörigen auf einmal seltsam abgemagert.

Was können Sie selber tun?
Zwar gibt es in jedem besser geführten Alten- oder Pflegeheim entsprechende Checklisten für jeden Bewohner, in denen an Hand verschiedener Punkte überprüft wird, was die Gewohnheiten und Besonderheiten jedes einzelnen sind, aber die Pflege dieser Listen ist zeitintensiv. Sind ausreichend viele Pflegekräfte vorhanden, ist in der Regel auch genügend Zeit, diese Listen zu pflegen. Aber auch für Angehörige kann es sinnvoll sein, bei regelmäßigen Besuchen gewisse Details zu beobachten:

  • Wie ist der Allgemeinzustand des Pflegeheimbewohners?
  • Ist sein äußeres Erscheinungsbild gepflegt?
  • Wirkt die Person psychisch verändert, depressiv, traurig oder verwirrt?
  • Wie hat sich das Gewicht der gepflegten Person entwickelt? Hat sie zugenommen, stark abgenommen, erscheint sie in etwa so wie vor dem Einzug ins Heim?
  • Wie ist der Zustand der Haut? Sind deutliche Abdrücke, z. B. auf dem Arm zu sehen, wenn Sie kurz mit einem Finger auf ihn drücken und bleiben diese Abdrücke länger sichtbar?

Medizinische Ursachen für einen schlechteren Allgemeinzustand
All die o. g. Punkte sind wichtige Indikatoren zur privaten Überprüfung des Pflegezustands eines Heimbewohners. Wichtig ist hierbei, dass Sie bei Auffälligkeiten zunächst das sachliche Gespräch mit den Pflegekräften bzw. der Heimleitung suchen. Vielleicht gibt es verständliche Gründe dafür, dass Opa abgenommen hat. Vielleicht leidet er an einer neu diagnostizierten Krankheit. Dennoch sollten Sie Wert darauf legen, dass in dem Heim, in dem Ihr Angehöriger lebt, Mitarbeiter vorhanden sind, die sich mit dem Ernährungsmanagement in der Pflege auskennen. Hierzu gibt es von den unterschiedlichsten Bildungsträgern Fortbildungsangebote, wie zum Beispiel an den WBS-Schulen. Diese meist eintägigen Kurse stehen sowohl Mitarbeitern aus Pflegeeinrichtungen wie interessierten Privatpersonen zur Verfügung. Wenn Sie als Angehöriger oder Freund eines Pflegebedürftigen besser in die Materie eintauchen möchten, empfiehlt es sich, an einem dieser Seminare teilzunehmen. Sollten Sie Missstände in der Pflege beobachtet haben, finden Sie auf dem vom oben genannten Claus Fussek mitgegründeten Verein „Forum zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger“ zudem eine Kontaktliste der Bundesarbeitsgemeinschaft der Krisentelefone, Beratungs- und Beschwerdestelle für alte Menschen.


Verantwortlich für den Inhalt Markus Müller