PASCOE-Studie 2012

Naturmedizin im Aufwärtstrend - Die Ausbildung hinkt hinterher

Giessen -

Seit zehn Jahren analysieren die PASCOE-Studien immer wieder die ärztliche Ausbildungssituation in punkto Naturheilverfahren. Doch leider wurden Veränderungen kaum festgestellt. Während es im Jahr 2002 zwei Professuren auf diesem Gebiet gab, sind es heute immerhin zehn. Viel ist das nicht, wenn man bedenkt, dass über 80 Prozent der deutschen Bevölkerung die Naturmedizin bevorzugen.


Auch immer mehr jüngere Patienten und Eltern schätzen die wirksamen und sicheren Medikamente aus der Natur. Wie schon die PASCOE-Studie 2004 zeigt, verwenden 91 Prozent aller Befragten Naturheilmittel bei akuten Erkältungskrankheiten, 87 Prozent bei Verdauungs- und Magen-Darm-Beschwerden, 82 Prozent bei Schlafstörungen und 68 Prozent bei depressiven Verstimmungen oder innerer Unruhe. Und dieser Trend hält an, denn immer mehr Patienten machen positive Erfahrungen mit der Naturmedizin und geben ihr den Vorzug gegenüber chemischen Präparaten.


Wird die universitäre Ausbildung der großen Nachfrage nach Naturmedizin in ihrem Lehrangebot gerecht? Leider nein! In der PASCOE-Studie "Naturmedizin 2012 – Ausbildungssituation an deutschen Hochschulen" decken namhafte Experten wieder massive Defizite auf. Zwar werden heute an allen medizinischen Fakultäten Lehrveranstaltungen zum Querschnittsbereich QB12 "Rehabilitation, Physikalische Medizin und Naturheilverfahren" angeboten, jedoch sind Form und Inhalte weitgehend den Universitäten überlassen. Dementsprechend heterogen fallen die Lehrangebote aus.


Die Gewichtung der einzelnen Bereiche ist ebenfalls sehr unausgewogen. So liegt der Schwerpunkt der Lehrveranstaltungen zumeist auf der Rehabilitation und der Physikalischen Medizin. Auf die Rehabilitation entfallen dabei durchschnittlich 40 Prozent und auf die Physikalische Medizin 35 Prozent. Für die klassischen Naturheilverfahren werden dagegen nur rund 18 Prozent der Zeit aufgewandt. Grund: Nur wenige medizinische Fakultäten übertragen den QB 12 an Institute oder Kliniken, die sich mit Naturheilkunde befassen - ein Manko für junge Ärzte, denn idealerweise sollten sie die Naturheilkunde sinnvoll mit der Schulmedizin kombinieren.


Auch an der Finanzierung hapert es: Im Gegensatz zu Ländern wie der Schweiz, den USA, China oder Indien ist eine staatliche Förderung in Deutschland fast nicht vorhanden.


An Politiker und Universitäten richten die Experten daher dringende Verbesserungsappelle. So fordern sie vergleichbare Lehrinhalte sowie eine Weiterentwicklung der Lehre mit stärkerem Bezug zur ärztlichen Praxis anhand moderner didaktischer Methoden. Weiterhin angeregt wird eine ausgewogenere Verteilung der QB 12-Bereiche sowie finanzielle und personelle Aufstockung.


Die PASCOE-Studie "Naturmedizin 2012 - Ausbildungssituation an deutschen Hochschulen" kann kostenlos unter der untenstehenden Adresse angefordert werden.