Narbenbildung

Die optimale Narbe – von der Schnittführung bis zur Narbenbehandlung 01.10.2015 11:10 Uhr

Auffällige Narben – z.B. nach einer Operation oder nach einem Unfall – können für Patienten eine erhebliche psychische Belastung darstellen.1 Immerhin sind 30 bis 50 Prozent aller Patienten mit ihren Narben unzufrieden.2 Vor allem Frauen fühlen sich durch auffällige Narben in ihrer Attraktivität und Weiblichkeit häufig beeinträchtigt und verbinden mit den Narben unangenehme Ereignisse.

Pathologische Narbenbildung: Hypertrophe Narben und Keloide
Bei der unphysiologischen Narbenbildung wird zwischen hypertrophen Narben und Keloiden unterschieden, erklärt der Dermatologe Dr. Uwe Schwichtenberg aus Bremen. Hypertrophe Narben bleiben auf den ursprünglichen Verletzungsbereich beschränkt, vergrößern sich aber innerhalb von zwei bis sechs Monaten nach der Verletzung durch eine vermehrte Kollagenbildung und reichen dann über das ursprüngliche Hautniveau heraus. Die endgültige Ausreifung kann hier bis zu zwei Jahre dauern. Insbesondere nach tieferen Hautverbrennungen finden sich häufiger hypertrophe Narben, die auch zu Bewegungseinschränkungen führen können. Ein Keloid überschreitet dagegen den Rand der ursprünglichen Wunde, breitet sich dadurch in die umliegende gesunde Haut aus und kann mehrere Jahre weiterwachsen. Prädilektionsstellen sind hier Ohrläppchen, Brustbein und Schulterpartie. Als Ursachen für eine unphysiologische Narbenbildung gelten eine genetische Prädisposition, aber auch hormonelle Faktoren (z.B. Pubertät), chronische Entzündungen (z.B. Akne), Spannung an den Wundrändern und verzögerte Epithelisierung.

Behandlung unphysiologischer Narben nicht immer effektiv
Mit zahlreichen Methoden kann versucht werden, unphysiologische Narben zu behandeln, um das ästhetische und funktionelle Ergebnis zu verbessern. Als etablierte Verfahren gelten dabei die intraläsionale Kortikosteroidanwendung (TAC) – meist in Verbindung mit Kryotherapie – chirurgische Therapie, Bestrahlung und Lasertherapie.3 Hierbei muss beachtet werden, dass eine zu aggressive Intervention auch zu einer Verschlechterung der Narbe führen kann, warnt der Experte. Als eine für den Patienten weniger belastende Alternative nennt der Dermatologe die „Ultrasound Scar Therapy (UST)“ mit Extractum-cepae-haltigen Kombinationspräparaten. Hiermit lasse sich nach seiner Erfahrung häufig zumindest ein Weicherwerden der Narbe erreichen, was auch zu einer besseren Beweglichkeit beitragen kann.

Prävention unschöner Narbenbildung
Da die Behandlung unphysiologischer Narben oft schwierig ist, kommt der Prävention eine große Bedeutung zu. Hier ist auch der Chirurg gefordert, der mit gewebeschonenden chirurgischen Techniken, einem möglichst spannungsfreien Wundverschluss und optimaler Wundpflege viel zur Verbesserung der Narbenbildung beitragen kann.

Aber auch eine geeignete Narbenpflege kann zur Prävention beitragen. Neben Narbenmassage und Kompression hat sich ein Narbengel mit einer Kombination der Wirkstoffe Extractum Cepae, Heparin und Allantoin bewährt, das in den Leitlinien sowohl zur Zusatztherapie hypertropher aktiver Narben als auch zur postoperativen Prophylaxe empfohlen wird.4 Grundlage der Empfehlung ist unter anderem eine Studie von Willital et al. aus dem Jahr 2013, in der bei frühzeitiger Anwendung des Narbengels eine effektive Reduktion von Spannung, Schmerz, Juckreiz, Rötung und Verhärtung belegt werden konnte.5

Intensivpatch für die Narbenbehandlung über Nacht
Eine Neuentwicklung in der Narbenbehandlung ist das Contractubex® Intensivpatch für die Nacht, das vor dem Schlafengehen auf die Haut aufgelegt wird. Dort setzt es über mehrere Stunden seine Inhaltsstoffe Cepalin und Allantoin frei, die den Heilungsprozess fördern. Zusätzlich sorgt die obere Lage des Intensivpatches, die aus Mikro-Luftkissen besteht, für ein ausgewogenes feuchtes Hautklima und schützt das empfindliche Gewebe gleichzeitig vor Druck und Reibung in der Nacht. Mit dem Intensivpatch wird die Anwendung auch an schwer zu erreichenden Körperstellen vereinfacht.


Quelle
13. Jahrestagung der Berliner Dermatologen “dermapraxis Berlin”; Vortrag “Die optimale Narbe von der Schnittführung bis zur Narbenbehandlung”, 18.09.2015, Berlin



Literatur
1Islam, S. et al., Injury 2010; 41: 92-96.
2Bergenmar, M. et al., Scand J Plast Reconstr Surg Hand Surg 2010; 44: 146-155.
3Gauglitz, G. et al., PRIME 2012; 2: 16-27.
4AWMF-S2k-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft „Therapie pathologischer Narben (hypertrophe Narben und Keloide)“; Stand 2012.
5Willital, G.H. et al.; J Drugs Dermatol, 2013; 12(1): 38-42.