Selbstständigkeit nach dem Pharmaziestudium

Konzepte für die Selbstständigkeit 04.10.2017 14:50 Uhr

Promotion, Forschung, Apotheke oder Klinik: Für die meisten Mediziner und Pharmazeuten ist die Karriere nach dem Studium vorprogrammiert. Wer eine eigene Geschäftsidee umsetzt, stellt sich auf eine ungewisse Zukunft ein. Der deutsche Startmonitor zählte im letzten Jahr über 1.200 junge Unternehmen. Das Fachgebiet der Pharmazeuten legt sein Hauptaugenmerk auf die Bio- und Nano-Branche sowie auf die Medizintechnologie.

Direkt nach der Uni zum Gründer werden?
Grundsätzlich bestimmt die individuelle Gründungssituation die einzelnen Schritte der Vorbereitung, die dennoch in wesentlichen Punkten zusammenlaufen. Den Anfang macht ein Businessplan, wenn es auch nicht das ultimative Patentrezept für schnelle Gewinnzuwächse gibt. Grundsätzlich ist es nicht gerade einfach, direkt nach der Uni ein Start-Up aufzubauen, das stellt Philipp Hartmann von der Investmentgesellschaft Rheingau Fonders fest.

Viele Starter sammeln erst einmal in der Branche Berufserfahrung und profitieren bei der späteren Unternehmensgründung davon. Absolventen können wohl nur sehr schwer einschätzen, wie hoch ihre Belastbarkeit in der Praxis ist. Eine Alternative bietet sich in diesem Bereich in der Kooperation mit einem erfahrenen Unternehmen.

Pharmazeuten müssen in den meisten Fällen direkt nach dem Studium erst einmal Abstriche im Gehalt hinnehmen, da ihnen die Erfahrung fehlt. So verdienen Angestellte in einer Apotheke ca. 3.100 € im Monat. Apotheker in der Pharmaindustrie verdienen je nach Unternehmensgröße 4.000-6.000 € pro Monat.

Finanzielle Förderung und Vorbereitung auf Selbstständigkeit
Aus der Wissenschaft und dem Studium heraus fördern Initiativen und bestimmte Programme die Gründung. So steht allen Startern ein umfangreiches Netzwerk aus Zuschüssen zur Verfügung. Der deutsche Apotheker und Ärzteverband, die Landesapothekerkammer und der Landesapothekerverband veranstalten jährliche Existenzgründer Workshops beispielsweise in Baden-Württemberg. Hier geht es um die Basics der Finanzgestaltung und Investitionsplanung sowie die Prüfung der Rentabilität eines Hauses. Zu den wichtigen Anlaufpunkten gehören zum Beispiel das Existenzgründerprogramm der deutschen Ausgleichsbank, die Eigenkapitalhilfe Darlehen ebenso wie das Mittelstandsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KFC.

Bei Investitionen gilt es, sich von Anfang an auf die passenden Darlehensformen als Tilgung, Annuität oder Zinsdarlehen einzulassen. Erfolgreich werden die Gründer sein, die heute schon wissen, welche Einnahmen eigentlich dem Finanzamt zustehen. Abschreibungen, Vorteile und abweichende Wirtschaftsjahre stellten dabei wesentliche Inhaltspunkte dar.


Wichtige Entscheidungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit
Aus einem Erfahrungsbericht anderer Existenzgründer ging hervor, dass oftmals die Wahl des passenden Objektes im Falle einer Apotheke sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Nicht zu vernachlässigen ist die Kontrolle der betrieblichen Kennzahlen, um auch über die nächsten Jahre erfolgreich arbeiten zu können.

Neben der eigenen Praxis in der Apotheke sind Mediziner und Pharmazeuten vor allen Dingen in den Pharmakonzernen gefragt. Hier arbeiten sie an neuen Behandlungsgeräten und Medikamenten. Darüber hinaus ergeben sich weitere Karrieremöglichkeiten in Bezug auf das Management von Krankenhäusern sowie Berater-Tätigkeiten, die ihren Fokus jedoch in dem wirtschaftlichen Sektor haben.

Zukunftsaussichten - zentrale Apotheken im ländlichen Gebiet
In Bezug auf die Apotheke ergeben sich verschiedene Übernahmeformen mit der Neugründung, der Pacht oder dem Kauf sowie der Schenkung durch die eigenen Eltern und Vorbesitzer einer Apotheke. Ca. 15 % der Apotheken in den alten Bundesländern gelten als verpachtet. Demnach ist festzustellen, dass sich Neugründung und Kauf wachsender Nachfrage erfreuen. Laut aktuellen Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gibt es in Deutschland 58.000 Apotheker. Eines steht fest: Das einstige Prestigegefüge der Apotheker hat starke Risse davongetragen. Dabei ist der Apotheker immer noch der Beruf, dem Kunden ihr Vertrauen schenken.

Eine der größten Hürden ist der Sprung und die Bewältigung des Pharmaziestudiums. Wenn sich im Vergleich zu den Verdienstaussichten der Ärzte auch klare Unterschiede aufmachen, gilt der Arbeitsplatz als familienfreundlich und wohnortnah. Das Modell der eigenen Apotheke bleibt ein Wagnis und steht in direkter Verbindung mit der Ärztedichte, was in den ländlichen Gefilden zunehmend zum Problem wird. Zukünftig ist wohl eine zentralere Apothekenstruktur denkbar, um der Apotheke auch in Zukunft einen regionalen Stand und eine persönliche Verbindung zum Patienten zu sichern.

Für den Inhalt verantwortlich ist Martin Hoffmann.