Keine Substitution bei kritischen Indikationen 01.11.2010 09:00 Uhr
Es gibt zahlreiche Indikationen, bei denen das Aut-idem-Kreuz oder das Äußern Pharmazeutischer Bedenken den Therapieerfolg sichern, weil eine Substitution durch ein rabattbegünstigtes wirkstoffgleiches Medikament massive Therapieprobleme auslösen könnte. Diese Arzneimittelgruppen werden unter dem Begriff kritische Indikationen zusammengefasst. Es sind beispielsweise Wirkstoffe mit enger therapeutischer Breite oder Substanzen, die in Kombination eingesetzt werden und genau aufeinander abgestimmt sein müssen.
Oft muss der Patient bis zur optimalen Einstellung bei solchen Indikationen wochen-oder monatelang mit dem Arzt experimentieren, bis das Ergebnis stimmt oder zumindest bestmöglich ausfällt. In solchen Fällen sollte die Therapie unbedingt konsequent beibehalten werden. Es sollte kein Präparatewechsel stattfinden, weder vom Originalpräparat zum Generikum noch umgekehrt.
Zu den kritischen Indikationen zählen beispielsweise Immunsuppressiva, Opioid-Analgetika oder Antiepileptika, aber auch noch viele andere. Ab sofort erscheint unter www.Pharmazeutische-Bedenken.de eine Infoserie zu verschiedenen Wirkstoffgruppen, bei denen die Therapietreue von größter Bedeutung für den Behandlungserfolg ist. Die Beiträge vermitteln Basiswissen, geben aber auch wichtige Tipps für die Praxis. Der erste Beitrag im Oktober beschäftigt sich mit den Antiepileptika.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bei dieser Indikation die Substitution zu unerwünschten Nebenwirkungen (epileptischer Anfall) führen kann. Durch die auftretenden Komplikationen kommt es sogar zu einer Steigerung der Therapiekosten. Der gewünschte Spareffekt, den die Substitution erzielen soll, bleibt aus. Studien konnten klar belegen, dass nach einem Präparatewechsel der Patient häufig wieder mit dem ursprünglichen Mittel eingestellt werden musste. Dem Patienten wurde dabei viel Lebensqualität geraubt. Die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (Elger, C. E., 2008) zieht in ihrer Empfehlung zum Einsatz von Generika (Stellungnahme: www.pharmazeutische-bedenken.de/uploads/media/080401_Stellungnahme_DE_01.pdf) folgendes Fazit: Ein ständiger Präparatewechsel hat nicht nur eine Verunsicherung beim Patienten zur Folge, sondern kann durch die erheblichen Blutspiegelschwankungen zum Auftreten von Anfällen, Nebenwirkungen oder verstärkten Interaktionspotenzialen führen. Mit der Ausführung des „Aut-idem-Kreuzes“ soll nicht gegen den Einsatz von Generika vorgegangen werden, sondern lediglich verhindert werden, dass durch den Austausch des Präparats der Patient in einer langjährigen Anfallsfreiheit oder Nebenwirkungsfreiheit gefährdet ist.
Der neue Infodienst www.Pharmazeutische-Bedenken.de hilft, bei der Abgabe von Medikamenten die richtige Entscheidung zu treffen. Ein vergessenes Aut-idem-Kreuz kann durch das Äußern Pharmazeutischer Bedenken ausgeglichen werden.
Apothekerin Elke Engels
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www.Pharmazeutische-Bedenken.de