Ist der Weihnachtsstern eine Heilpflanze? 09.12.2022 13:04 Uhr
Weihnachtssterne schmücken in der Adventszeit in verschiedenen Farben wie Rot, Weiß oder Rosé unsere Wohnzimmer. Jährlich werden mehrere Millionen dieser Pflanzen in Gartenbaubetrieben herangezogen. Dennoch wissen viele Menschen nur sehr wenig über die meistverkaufte Topfpflanze in Deutschland.
Blätter oder Blüten?
Die roten Blätter der Pflanze sind, anders als von vielen gedacht, botanisch gesehen nicht ihre Blüten. Tatsächlich handelt es sich dabei um sogenannte Hochblätter – die eigentlichen Blüten sind eher unscheinbar. Diese gelblich-grünen Blüten sitzen in der Mitte der farbigen Hochblätter. In freier Wildbahn dienen die Hochblätter dazu, Insekten anzulocken, um die Pflanze zu bestäuben. Die Wildform zeigt ausschließlich rote Hochblätter – alle anderen Farbvarianten sind Züchtungen. Im Gegensatz zu den kleinwüchsigeren Zuchtformen kann sich Euphorbia pulcherrima in der Natur zu einem kleinen Baum entwickeln, der bis 4 oder 5 Meter hoch werden kann.
Spielt die beliebte Zimmerpflanze auch als Heilpflanze eine Rolle?
Die Antwort lautet „nein“. Aber der Weihnachtsstern gehört zu den Wolfsmilchgewächsen (Euphorbiaceae), der auch weitere berühmte Vertreter angehören, etwa der Kautschukbaum oder der Christusdorn. In der Pflanzenfamilie der Euphorbien gibt es allerdings durchaus Pflanzen-Arten, die auch arzneilich genutzt werden können. Der milchige Saft der in Nordafrika vorkommenden Art Euphorbia resinifera wurde in der dortigen Volksmedizin als Abführ- und (Haut-)Reizmittel, bei Regelstörungen, Warzen und Geschwüren verwendet. Als Urtinktur kommt Euphorbium vor allem bei Entzündungen der Atemwege zum Einsatz, beispielsweise bei Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis).
Von den Tropen in die USA und die ganze Welt
Der wissenschaftliche Name des Weihnachtssterns, Euphorbia pulcherrima, heißt so viel wie die „Schönste der Euphorbien“. Ursprünglich beheimatet ist die Pflanze in den tropischen Laubwäldern Mexikos, Mittel- und Südamerikas. In der mesoamerikanischen Zivilisation der Azteken spielte der Weihnachtsstern als Symbol der Reinheit eine bedeutende Rolle. Die Angehörigen der Hochkultur bepflanzten ihre Gärten mit der farbenprächtigen Pflanze und schmückten damit ihre Tempelanlagen. Der Weihnachtsstern wurde damals allerdings auch ganz praktisch genutzt: Aus den Blättern wurde ein roter Farbstoff gewonnen und der Milchsaft wurde zur Fiebersenkung verwendet.
In Nordamerika ist der Weihnachtsstern als Poinsettie bekannt, benannt nach dem US-amerikanischer Botschafter in Mexiko Joel Poinsett. Er brachte die Pflanze 1828 in seine Heimat in South Carolina, von wo aus sie sich weltweit verbreitete. Erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sie sich als klassische „Weihnachtsblume“ etabliert.
Was ist der optimale Standort für die Pflanze Weihnachtsstern und welche Pflege braucht sie?
In unseren stark geheizten Räumen findet die tropische Pflanze jedoch keine optimalen Bedingungen vor. Erfolgreiche Züchtungen haben aber dazu geführt, dass seit den 1950er Jahren die Weihnachtssterne auch den erschwerten Bedingungen geheizter Räume rund um Weihnachten standhält.
Pralle Sonne mag die Pflanze nicht, wohl aber ausreichend Licht. Tipp: Ideal sind daher helle Standorte an Fenstern, die Richtung Westen oder Osten gehen. So bekommt die Pflanze auch im Haus mehrere Stunden Licht, ohne dass die Blätter durch direkte Sonneneinstrahlung verbrennen.
Kann ich einen Weihnachtsstern auch über mehrere Jahre zum Blühen bekommen?
Diese immer häufiger zu lesende Frage bezieht sich letztlich auch auf den Nachhaltigkeitsaspekt: Im Jahr 2021 wurden 20,4 Millionen Weihnachtssterne als Saisonware produziert - das entspricht fast einem Fünftel aller in Deutschland aufgezogenen Topfpflanzen. Die meisten davon landen jedes Jahr am Ende der Weihnachtszeit auf dem Müll – was schade ist, denn man kann die Pflanze so pflegen, dass man auch mehrere Jahre die Hochblätter in einem leuchtenden Rot oder Weiß erstrahlen lassen kann.
Zunächst gilt es, die beliebte Zimmerpflanze erfolgreich durch den Winter zu bringen. Verliert die Pflanze schon vor Weihnachten ihre grünen Blätter und/oder bunten Blätter deutet dies in der Regel auf falsche Pflege hin: Sie bekommt zu viel Wasser, es hat sich Staunässe gebildet oder es ist der Pflanze zu kalt oder zu warm. Optimal für den Weihnachtsstern sind Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad Celsius. Überheizte Räume in Herbst und Winter sind also auch nicht ideal. Gleiches gilt für die zu kleinen Töpfe und billiges Substrat, was die Pflanze zwar zu einer günstigen Massenware macht, aber eben nicht dauerhaft überlebensfähig.
Mehr Informationen
Wie man Weihnachtssterne umtopfen sollte, wann man sie idealerweise, zurückschneidet und was es mit der Dunkelphase auf sich hat, erfahren Sie in einem ausführlichen Magazinartikel. Hier werden auch weitere Fragen beantwortet, z.B., ob Weihnachtssterne giftig sind oder ob die Pflanzen auch in den Garten gesetzt werden können. Zudem gibt´s noch mehr Hintergrundwissen zur interessanten Pflanzenfamilie der Euphorbien.