Anlässlich des Europäischen Antibiotikatages am 18. November rückt die Problematik der Antibiotikaresistenzen erneut in den Fokus. Der mittlerweile 17. Europäische Antibiotikatag ist eine Initiative des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Dabei gehen die Herausforderungen beim Einsatz von Antibiotika über den medizinischen Aspekt hinaus – sie betreffen auch die Produktion und Versorgungssicherheit mit diesen elementaren Medikamenten.
Die Antibiotikaproduktion in Europa steht vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Extrem niedrige Preise, steigende Produktionskosten und die Abhängigkeit von Rohstoffen aus Asien haben zu Lieferengpässen und einem Rückzug vieler Produzenten geführt. In Deutschland gibt es beispielsweise nur noch einen einzigen Hersteller von Antibiotika-Wirkstoffen, die zur pharmazeutischen Grundversorgung gezählt werden. Diese Konzentration auf wenige Anbieter erhöht die Anfälligkeit für Engpässe und Abhängigkeiten.
Wir wollen die Antibiotikaproduktion in Europa wieder attraktiver machen und die Versorgungssicherheit verbessern. Dazu braucht es eine Erhöhung der Festbeträge für Antibiotika, staatliche Förderung für den Aufbau neuer Produktionsstandorte und regulatorische Änderungen. Ein Beispiel für erfolgreiche Initiativen liefern unsere österreichischen Nachbarn mit der Unterstützung des Penicillin-Werks in Kundl mit 50 Millionen Euro staatlicher Förderung.
Ein weiterer Ansatz ist die Forschung an neuen Herstellungsverfahren. Innovative Produktionsmethoden wie die iChip-Technologie, die es ermöglicht, bisher nicht kultivierbare Mikroorganismen in ihrem natürlichen Lebensraum zu züchten, eröffnen neue Möglichkeiten zur Entdeckung und Herstellung von
Antibiotika. Auch der Einsatz künstlicher Intelligenz in der Antibiotikaforschung, wie beim Projekt NextAID am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland, verspricht Fortschritte bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe.
Die Förderung der heimischen Produktion bietet die Chance, innovative Herstellungsverfahren voranzutreiben. Diese könnten zur Entdeckung neuer Wirkstoffe führen, die im Kampf gegen resistente Bakterien dringend benötigt werden. Auch die Entwicklung nachhaltiger Produktionsansätze, wie die Herstellung von Antibiotika, die nach ihrer medizinischen Verwendung in der Umwelt zerfallen, kann einen Beitrag zur Eindämmung von Resistenzen leisten.
Der Europäische Antibiotikatag erinnert uns daran, dass der verantwortungsvolle Umgang mit diesen bedeutsamen Medikamenten eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Neben der Sicherstellung der Produktion spielen auch Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten eine wichtige Rolle. Durch die gezielte Verordnung und korrekte Anwendung von Antibiotika kann jeder Einzelne dazu beitragen, die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen einzudämmen.
Pharma Deutschland setzt sich aktiv für die Förderung der lokalen Antibiotikaproduktion und die Bekämpfung von Resistenzen ein. Der Verband organisiert am 18. November 2024 in Berlin eine Fachveranstaltung zum Thema „Produktionsrückverlagerung, Standortstärkung und nachhaltige Versorgung - Antibiotika und mögliche Wege aus der Krise!“. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf der Webseite von Pharma Deutschland.
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