Berlin - Neuralrohrdefekt, Offener Rücken, Spina bifida - mit diesen Ausdrücken kommt man meist erst in der Schwangerschaft in Berührung. Doch was haben diese Begriffe mit Folsäure zu tun? Im Rahmen des World Spina Bifida Awareness Monats Oktober möchten wir Frauen im gebärfähigen Alter und Paare mit Kinderwunsch hinsichtlich der präventiven Bedeutung einer frühzeitigen und ausreichenden Versorgung mit Folsäure bzw. Folaten in der Schwangerschaft sensibilisieren.
Was ist das Neuralrohr, wann wird es gebildet?
- Das Neuralrohr ist eine embryonale Gewebestruktur, aus der sich das zentrale Nervensystem, d.h. Gehirn und Rückenmark, entwickelt.
- Etwa 3 Wochen nach der Befruchtung der Eizelle beginnt die Bildung des Neuralrohrs. Damit sich daraus das zentrale Nervensystem normal entwickeln kann, ist es wichtig, dass sich das Neuralrohr bis zum Ende der 4. Schwangerschaftswoche vollständig schließt.
Zahlen & Fakten zum Thema
- Bei rund 1 von 1000 Schwangerschaften in Deutschland wird ein Neuralrohrdefekt festgestellt. Das bedeutet, dass bei den betroffenen Kindern das Neuralrohr unvollständig oder gar nicht geschlossen ist. Als Folge kann es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Behinderungen des Kindes kommen.
- Eine frühzeitige und konsequente zusätzliche Folsäure-Einnahme kann dabei helfen, das Risiko für die Entstehung eines Neuralrohrdefekts zu vermindern – mindestens 50% der Neuralrohrdefekte könnten so verhindert werden.
- Nur die Hälfte aller Schwangerschaften in Deutschland ist laut Schätzungen geplant. Doch gerade in den ersten Wochen, wenn viele Frauen noch nichts von ihrer Schwangerschaft wissen, ist die Folatversorgung ausgesprochen wichtig.
- Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für gesunde Erwachsene eine Zufuhr von 300 Mikrogramm Folat/Folatäquivalent am Tag. Schwangere haben mit 550 Mikrogramm und Stillende mit 450 Mikrogramm einen deutlich höheren Bedarf.
Begriffsdschungel
- Unter dem Oberbegriff „Folat“ werden verschiedene Formen des Vitamins B9 zusammengefasst. Dazu gehören Nahrungsfolate, die natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommen, aber auch die synthetische Folsäure. Letztere wird beispielsweise für die Herstellung von Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln verwendet.
- Im Gegensatz zu synthetischer Folsäure sind natürliche Folate in Lebensmitteln hitze- und lichtempfindlich und werden nur teilweise vom Körper aufgenommen. Um dies bei der Folatzufuhr zu berücksichtigen, gibt es die sogenannten Folatäquivalente (FÄ).
- 1 Mikrogramm FÄ = 1 Mikrogramm Nahrungsfolat = 0,5 Mikrogramm synthetische Folsäure
Prävention durch zusätzliche Folsäure-Einnahme (Supplementierung)
- Alle Frauen mit Kinderwunsch und diejenigen, die nicht gezielt verhüten, sollten zusätzlich Folsäure supplementieren.
- In den ersten Schwangerschaftswochen wird das Neuralrohr gebildet. Dafür sind ausreichend gefüllte Folatspeicher bzw. eine gute Folatversorgung wünschenswert und ein entscheidender Faktor für die Prävention von Neuralrohrdefekten und anderen angeborenen Fehlbildungen.
- Folsäure sollte mindestens 1 Monat vor und bis zu 3 Monaten nach Eintritt einer Schwangerschaft supplementiert werden. Aber auch über die gesamte Schwangerschaft und Stillzeit bleibt der Bedarf erhöht.
- Die DGE empfiehlt, mindestens 400 Mikrogramm Folsäure (wie z.B. in Folio®enthalten) am Tag zusätzlich zur folatreichen Ernährung einzunehmen. Wer erst kurz vor oder mit Beginn einer Schwangerschaft damit starten kann, sollte 800 Mikrogramm Folsäure (wie z.B. in Folio® forte enthalten) täglich einnehmen.
Informationen zum Thema frühzeitige Folsäure-Supplementierung im gebärfähigen Alter und bei Kinderwunsch gibt es in der Frauenarztpraxis und der Apotheke sowie bei Hebammen, Ernährungsfachkräften, Fachgesellschaften, Krankenkassen, behördlichen Beratungsplattformen, Verbraucher- und Patientenorganisationen.
Im Servicebereich unter www.steripharm.de stehen Ihnen für die Beratung kostenlose Informationsmaterialien zu den Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit als Download sowie zur kostenlosen Bestellung zur Verfügung.
Hörenswert: Der Podcast EXPERTISE.A mit dem Sprecher des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit und Kinder- und Jugendarzt, Dr. Burkhard Lawrenz. Er berichtet im Podcast über den Stellenwert von Folsäure und die Folgen bei einem Mangel in der Schwangerschaft. Jetzt reinhören!