• Männer und Frauen verarbeiten und kommunizieren Schmerzen unterschiedlich
• Aktuelle Meta-Analyse zeigt: Aspirin wirkt bei Männern und Frauen gleich gut
Vom Schmerz übermannt werden vor allem Frauen: 94 Prozent leiden wenigstens einmal im Jahr an dem unangenehmen Reiz – das sind rund sechs Prozent mehr als beim starken Geschlecht.¹ Von Kopf- und Nackenschmerzen sind Frauen sogar zu 18 Prozent stärker betroffen als Männer.¹ „Östrogene bremsen bei Frauen die körpereigenen, schmerzhemmenden Mechanismen und steigern die Schmerzempfindlichkeit – Frauen sind daher nahezu doppelt so schmerzempfindlich wie Männer“, erklärt Prof. Dr. Hartmut Göbel, Direktor der Schmerzklinik Kiel. Müssen Frauen bei der Analgetikawahl deshalb anders beraten werden als Männer? Wissenschaftler sind nun der Frage nachgegangen, ob die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Schmerzempfindlichkeit sich auch auf die Wirkung einer
analgetischen Therapie mit dem Aspirin-Wirkstoff Acetylsalicylsäure auswirken können. Das Ergebnis der aktuellen Meta-Analyse mit über 9.000 Patienten: Aspirin wirkt bei Frauen und Männern bei akuten leichten bis mäßig starken Schmerzen gleichermaßen gut.2
Gleich gute Schmerzlinderung bei Frauen und Männern
Die Analyse basiert auf den Daten aus fünf apothekenbasierten Beobachtungsstudien, die die Behandlungspraxis in der Selbstmedikation abbilden. Kopfschmerz war bei beiden Geschlechtern der häufigste Grund für die Behandlung (76,4 % der Frauen, 70,4 % der Männer), gefolgt von erkältungsbedingten Schmerzen (25,8 bzw. 22,5 %).² Die Mehrzahl der Patienten berichtete von mäßigen bis starken Schmerzen (90,2 % der Frauen, 88,6 % der Männer) und nahm überwiegend ein bis zwei Tabletten als Einzeldosis ein (500-1000 mg).² Zwei Stunden nach der Einnahme war rund jeder zweite Patient schmerzfrei – unabhängig vom Geschlecht.² Zudem beurteilten mehr als 90 Prozent der Männer und Frauen die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Aspirin als gut bis sehr gut.²
Unterschiedliche Schmerzkommunikation
Männer und Frauen verarbeiten und kommunizieren Schmerzsignale anders. „Das männliche Gehirn zeigt bei Schmerzreizen eine stärkere Aktivität im Bereich der Denk und analytischen Prozesse“, erläutert Professor Göbel. „Männer versuchen das Problem selbst zu lösen, vermitteln aber gegenüber Ärzten intensivere Schmerzen. Bei Frauen wird hingegen das Gefühlszentrum im Gehirn stärker aktiviert“, so der Neurologe und Psychologe. Dies hat auch Folgen für den Apothekenbesuch: „Frauen suchen eher eine umfangreiche soziale Unterstützung, nehmen schneller Medikamente und gehen früher
zum Arzt oder in die Apotheke – kurz, sie lassen sich eher helfen, stufen ihre Schmerzen aber sprachlich zurück“, berichtet der Schmerzforscher. Im Beratungsgespräch schildern Männer daher ihre Schmerzen tendenziell symptomorientierter; Frauen hingegen skizzieren eher ihr Verhalten. Wichtig für beide Geschlechter ist es, akute Schmerzen gezielt zu behandeln, damit sie nicht chronisch werden.
Tipps: Körpersprache im Beratungsgespräch
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen spielt neben der verbalen auch die nonverbale Kommunikation eine entscheidende Rolle. Laut einer Studie achten Zuhörer zu 55 Prozent auf die Körpersprache, zu 26 Prozent auf die Stimme und nur zu 19 Prozent auf den fachlichen Inhalt. Dos and Don’ts für die richtigen Körpersignale im Beratungsalltag gibt es auf Bay-as.de zum Downloaden.
Quellen.
¹ Diemer W/Burcher, H: Chronische Schmerzen - Kopf- und Rückenschmerzen, Tumorschmerzen. In: RKI (Hrsg): Gesundheitsberichterstattung des Bundes 1998, Heft 7.
² Gessner U/Theurer C: Gender differences in the self-medication of pain? Subgroup analysis of pooled data from pharmacy-based non-interventional studies with Aspirin. Eur J Pain Supplements 5 (2011), S290, 247.
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