"Die Liberalisierung des deutschen Apothekenmarktes geht vor allem zu Lasten der Verbraucher", warnt Friedemann Schmidt, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, im Deutschen Gesundheitsfernsehen. "Wenn ein Apotheker jeden Monat von seinem Geschäftsführer dazu angehalten wird, gute Umsätze zu machen, wird er sich nicht mehr an den Interessen der Kunden orientieren." Die Berufsethik fordere aber, im Zweifelsfall auch auf Gewinn zu verzichten, wenn es für den Kunden besser sei, so Schmidt in der Sendung "DGF Der Talk".
Bisher gilt in Deutschland das so genannte Fremd- und Mehrbesitzverbot: Nur approbierte Apotheker dürfen eine Apotheke führen. Außerdem dürfen sie höchstens drei Filialen besitzen. Das könnte sich in diesem Jahr ändern. Wenn der Europäische Gerichtshof wie erwartet entscheidet, können hierzulande künftig auch Kapitalgesellschaften wie DocMorris Apotheken besitzen. Zudem wäre der Markt für Ketten und Franchiseunternehmen geöffnet. "Deren Discountkonzept ist für Arzneimittel eigentlich nicht angemessen", kritisiert Schmidt, der selbst eine Apotheke in Leipzig betreibt.
Dass die herkömmliche Apotheke ein Synonym für "teuer" bleibt, glaubt Schmidt nicht. "Diese Assoziation kommt aus einer ganz anderen Zeit und ist nicht mehr gerechtfertigt." Die Verbraucher könnten durch die Einführung des Versandhandels schon jetzt besser vergleichen als früher. "Und dann stellen sie fest, dass ein Arzneimittel trotz der neuen Möglichkeiten eben seinen Preis hat."
Die Apothekenlandschaft in Deutschland werde sich in Zukunft noch weiter umstrukturieren. "In den nächsten zehn Jahren können sich einige Tausend Apotheken sicher nicht mehr halten", prognostiziert Schmidt im Gespräch mit Moderatorin Désirée Bethge. Dass es verschreibungspflichtige Medikamente künftig auch in Drogerien gibt, befürchtet er trotzdem nicht. "Das Entscheidende ist sowieso, dass der Apotheker den Daumen auf der Arzneimittelversorgung behält."
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