"Zu dieser Tendenz können wir keine fundierte Aussage treffen"*

DGE-Interview zu: 82% kennen ihren "echten Hunger" (D/A/CH-Umfrage)

Frankfurt a.M. -

Die zweite Analyse der Online-Umfrage "Kennen Sie ihren echten Hunger?" erfolgte nach 515 Teilnehmern und ergab: 82% der befragten Bürger kennen ihren echten, den körperlichen Hunger. Dieses vorläufige Ergebnis widerspricht damit der Vermutung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), viele Menschen hätten den Zugang zum Hungergefühl verloren. „Die zweite Zwischenauswertung bestätigt die Tendenz der Erstanalyse, dass die meisten Menschen ihren echten Hunger anscheinend doch noch kennen“, erklärt der Frankfurter Ernährungswissenschaftler Uwe Knop, Initiator der Online-Umfrage auf www.echte-esser.de. Für ihn sind die Umfrageergebnisse eine „erste Diskussionsgrundlage für Ernährungsexperten“, sich intensiver mit der Frage zu beschäftigen: Warum essen wir? Dazu läuft die Umfrage zeitlich unbegrenzt weiter, um kontinuierlich aktuelle Ergebnisse zu liefern.


Der Hintergrund dieser Dreiländer-Bürgerbefragung ist folgender: Zahlreiche Ernährungsexperten sprechen den Menschen in Industrieländern die Fähigkeit ab, auf ihr Hungergefühl zu vertrauen (1). Doch diese allgemeine „Ess-Entmündigung“ ist nicht mehr als eine vage Vermutung - denn es liegen keine aktuellen Daten vor, die den „Auslöser des Essverhaltens“ hierzulande widerspiegeln. Ungeachtet dessen aber wird häufig behauptet, wir hätten den Zugang zum Hungergefühl verloren - und könnten beim Essen nicht mehr auf unseren Körper, also auf unser hungergesteuertes Essverhalten vertrauen.


Nur essen, wenn man echten Hunger hat

Dabei stimmt selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) der These des Autors Knop (2) „nur essen, worauf man Lust hat, wenn man echten Hunger hat“ im Kern zu: „Ganz grundsätzlich und für gesunde Menschen stimmt seine These vermutlich“, so Antje Gahl, Sprecherin der DGE (3). Aber: Leider hätten viele Menschen den Zugang zum Hungergefühl verloren, so die DGE weiter - bezieht sich dabei jedoch auf eine Quelle, die fast ein Viertel Jahrhundert alt ist (4). Es wird also höchste Zeit, diese antiquierte Feststellung kritisch zu hinterfragen, um aktuelle Antworten zu erhalten: „Warum essen wir?“ Aus diesem Grund bittet Knop die Bürger, weiterhin an der entsprechenden Umfrage teilzunehmen.

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* INTERVIEW DGE: Vier Fragen an Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE):

1. Sie stellen fest: “Viele Menschen haben den Zugang zum Hungergefühl verloren.“ Die erste D/A/CH-Umfrage „Kennen Sie Ihren echten Hunger?“ hat nun ergeben, dass 82% Prozent der mehr als 500 Teilnehmer angaben: „Ich kenne meinen echten, den körperlichen Hunger.“ Was sagen Sie dazu?

DGE: Zu dieser Zwischenanalyse/Tendenz können wir keine fundierte Aussage treffen. Fraglich ist, ob Methodik der Befragung wissenschaftlichen Kriterien genügt und ob die Umfrage repräsentativ ist.

2. Ihre Feststellung, dass die Menschen ihr Hungergefühl nicht mehr kennen, stammt aus Literaturquellen, die fast ein Viertel Jahrhundert alt sind (1988). Warum existieren keine aktuellen Daten zu dieser essenziellen Thematik ?

DGE: Das kann ich so nicht beantworten. Es gibt Untersuchungen zur Frage, ob Essen ohne Hungergefühl stattfindet an kleineren Studienpopulationen. Aufschluss darüber, ob und welche aktuellen Daten dazu existieren, erfordert sicherlich eine entsprechende Recherche in den Literaturdatenbanken.

3. Wird sich die DGE künftig verstärkt dem Hungergefühl der Menschen widmen ?

DGE: Die DGE betreibt keine eigene Forschung zu diesem Thema. Wir werden die Literatur zu dieser Thematik verfolgen und bei entsprechend gesicherten Erkenntnissen diese auch berücksichtigen.

4. Plant die DGE beispielsweise Kampagnen, die den Zugang zum Hungergefühl verbessern ?

DGE: Nein - die DGE führt nur Maßnahmen durch, die wissenschaftlich begründbar sind.

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UMFRAGE: Alle Ergebnisse im Überblick

Die komplette zweite Zwischenauswertung von 515 Teilnehmern (72% Frauen, 28% Männer) der ersten D/A/CH-Umfrage „Kennen Sie Ihren echten Hunger?“ lieferte die folgenden Ergebnisse; prozentuale Nennung in Klammern hinter der Antwort (gefragt war stets die Antwort, die AM EHESTEN zutrifft):

1. Kennen Sie Ihren echten, den körperlichen Hunger?

o Ja, wenn ich echten Hunger habe, das merke ich (82%)
o Nein, ich weiß nicht, wie sich mein Hunger anfühlt (5%)
o Ich bin mir nicht sicher (13%)

2. Warum essen Sie?

o Weil ich echten Hunger habe (43%)
o Weil Essenszeit ist (z.B. Frühstück, Mittagessen), auch wenn ich keinen Hunger habe (32%)
o Meistens aus Langeweile, Frust, Stress oder Gewohnheit, aber ohne echten Hunger (12%)
o Aus reiner Lust am Essen - egal, ob ich Hunger habe (13%)

3. Worauf vertrauen Sie beim Essen?

o Ich vertraue nur meinem Körper: ich esse, wenn ich echten Hunger habe und zwar nur das, was mir gut schmeckt (58%)
o Ich vertraue beim Essen auf die gängigen Ernährungsregeln (z.B. DGE-Ernährungspyramide, 5x Tag Obst und Gemüse essen) (38%)
o Ich vertraue jeweils auf die neusten Diätratgeber (4%)

4. Essen Sie sich satt?

o Ja, ich esse so viel, bis ich satt bin und das spüre ich sehr gut (51%)
o Ich spüre, wann ich satt bin, esse aber noch weiter, bis fast „nichts mehr geht“ (22%)
o Nein, ich esse meistens eine bestimmte Menge und höre dann bewusst auf (18%)
o Ich weiß nicht genau, wie es sich anfühlt, wenn ich satt bin (9%)

5. Was halten Sie von den gängigen Regeln zur „gesunden“ Ernährung?

o Ernährungsregeln interessieren mich nicht (10%)
o Ernährungsregeln beeinflussen gelegentlich meine Auswahl an Lebensmitteln (71%)
o Ich esse vorwiegend nach Ernährungsregeln (19%)

6. Möchten sie mehr darüber erfahren, wie sie Ihren echten Hunger wieder kennen lernen?

o Ja, ich würde gerne in praktischen Übungen mehr über meinen echten Hunger lernen (27%)
o Mich interessiert Infomaterial, das mir zeigt, wie ich meinen echten Hunger erkenne (23%)
o Nein, ich kenne meinen echten Hunger gut genug (48%)
o Nein, ich kenne meinen echten Hunger nicht und will ihn auch nicht kennen lernen (2%)

Hinweis zur Abfragemethodik: Alle Teilnehmer haben freiwillig und ohne monetären oder sonstigen externen Anreiz mitgemacht (z.B. einen Gewinn). Die Angaben der ersten 212 Teilnehmer wurden durch die verpflichtende Angabe der E-Mail und einem anschließenden Klick-Link zur Bestätigung der Teilnahme verifiziert. Diese Verifikation diente der Absicherung der Angaben der ersten Teilnehmer. Diese für Umfragen unübliche, aber absichernde E-Mail-Bestätigung entfiel anschließend, da dies zahlreiche Interessenten von einer Teilnahme abhält.

(1) Auszug „HUNGER & LUST“: Stellungnahmen Experten (PDF gerne auf Anfrage)

(2) HUNGER & LUST - Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz ist 2011 als dritte Auflage in der Vito von Eichborn-Edition BoD erschienen: Autor Uwe Knop, Ernährungswissenschaftler und Medizin-PR-Experte analysierte mehr als 300 wissenschaftliche Untersuchungen des letzen halben Jahrzehnts (2007 bis 2011) und bestätigt die Erkenntnis: „Kein gesunder Mensch braucht Ernährungswissenschaft - denn Ernährungsempfehlungen entspringen vorwiegend der Fantasie findiger Statistiker. Beweise sucht man hingegen vergeblich. Für unser Essverhalten zählt daher nur eines: volles Vertrauen in die eigenen Körpergefühle Hunger und Lust.“

Hinweis für Redaktionen: Wünschen Sie ein Rezensionsexemplar der erweiterten Neuauflage, schicken Sie einfach eine E-Mail an [email protected]

(3) Reutlinger General Anzeiger, 1. Feb. 2010: "Der Bauch ist schlau"

(4) Paul, Th., Pudel, V.: Einflüsse auf die Nahrungsaufnahme des Menschen. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): Ernährungsbericht 1988, Kapitel 6. Druckerei Henrich, Frankfurt am Main (1988) 203-228 (Mail von DGE-Sprecherin Antje Gahl an Uwe Knop, 6. Januar 2011)

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