Deutschland hat gewählt: Apotheken auf Platz 1 02.06.2008 15:00 Uhr
Die „Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für Deutschland“ informiert in der Juni-Ausgabe über eine aktuelle Umfrage des „Instituts für Demoskopie Allensbach“ zur Service-Orientierung von 21 dienstleistungsorientierten Branchen. Das Ergebnis: Mit überwältigender Mehrheit setzt der deutsche Verbraucher die „Apotheke um die Ecke“ auf den ersten Platz beim Service! Auf den letzten Plätzen landen Post, Bahn und Telekom.
Während Platz 1 für die Apotheken nicht überraschend ist - der Verbraucher weiß, anders als Gesundheitspolitik und Krankenkassen, „seine“ Apotheke mit ihrer hohen Beratungskompetenz und ihrem „Service rund um die Uhr“ zu schätzen - kommen die Krankenhäuser schlecht weg. Der Schuldfrage - die Gesundheitspolitik lässt die Kliniken finanziell ausbluten - widmet sich der Kommentar der Neuen Allgemeinen.
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Ihre Apotheke hilft!
Das unabhängige Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) veröffentlichte im Mai dieses Jahres die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zum Thema „Service“. Gewinner waren die deutschen Apotheken, die von 82 Prozent der rund 1 000 Befragten an die Servicespitze gewählt wurden.
„Die Ergebnisse zeigen, dass die Patienten ihre ganz persönlichen und zumeist guten Erfahrungen in der Apotheke ihres Vertrauens machen. Der neue Höchststand bei den Zufriedenheitswerten freut uns und ist gleichzeitig ein Ansporn für die wohnortnahe Patientenorientierung“, so Heinz-Günter Wolf, Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. „Wir werden die Qualität unserer Arbeit auch in Zukunft hinterfragen und weiter ausbauen.“
Doch warum fiel das Umfrageergebnis gerade für Apotheken so positiv aus? Ein für die Bevölkerung unverzichtbarer Faktor ist sicherlich die schnelle und sichere Versorgung mit Arzneimitteln rund um die Uhr. Für Apothekerinnen und Apotheker in öffentlichen Apotheken gehören Nachtdienst und Wochenendarbeit fest zu ihrer Tätigkeit. Die „Notapotheke“ in erreichbarer Nähe ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit, die schnell vergessen lässt, wie negativ sich das Fehlen dieses reibungslos funktionierenden Systems auswirken würde. „Wenn ich überlege, wie oft mitten in der Nacht besorgte Eltern kommen, deren Kind stark erkältet ist und hoch fiebert“, berichtet Brigitte Keil, Apothekerin aus der Liebig-Apotheke in Dresden. „Unsere unmittelbare und persönliche Beratung wird dann besonders geschätzt. Wir helfen bei der Beantwortung der Frage, ob man die Zeit bis zur Öffnung der Kinderarztpraxis mit einem kindgerechten Medikament überbrücken kann oder ob sofort der ärztliche Notfalldienst in Anspruch genommen werden sollte“, so Brigitte Keil. „Nachts sind kranke Menschen oder Eltern mit erkrankten Kindern oft hilflos, weil die Arztpraxen geschlossen sind.“
Noch gilt in Deutschland das „Fremd- und Mehrbesitzverbot“. Ein Gesetz, das aus gutem Grund vorschreibt, dass eine Apotheke nur von einem Apotheker oder einer Apothekerin als Inhaber geführt werden darf. Und mehr als vier Apotheken dürfen es nicht sein, damit die persönliche Betreuung und die Nähe zu den Patienten nicht verloren geht. International tätigen Unternehmen, seit den Äußerungen Münteferings auch als „Heuschrecken“ bekannt, ist dieses Gesetz ein Dorn im Auge. Sie würden gerne ganze Ketten von Apothekengründen, anonym für den Endverbraucher, ohne persönliche Bindung zum Patienten und knallhart gewinnorientiert. Hier ist eine ehrliche Beratung zum Wohl des Patienten nicht mehr möglich. Es gilt dann nur noch zu verkaufen, was vom Management der Kette vorgeschrieben wird. Doch gute Beratung bedeutet auch, gegebenenfalls vom Kauf des gewünschten Produktes abzuraten.
Die positive Resonanz aus der Bevölkerung zum Wert ihrer Arbeit freut aus diesem Grunde die selbstständigen Apothekerinnen und Apotheker besonders: Denn die Einschätzung, dass Apotheken besten Service leisten, entsteht eben auch aus der persönlichen Bindung zwischen jedem Patienten und „seiner“ Apotheke. So wie der Hausarzt kennen auch Apotheker und Apothekenmitarbeiter „ihre“ Patienten gut. Persönlicher Einsatz gehört daher für ein Apothekenteam zum täglichen Brot.
Dass der älteren Dame, die nicht mehr so gut laufen kann, das benötigte Arzneimittel schnell nach Hause gebracht wird, sobald der Großhandel es geliefert hat, ist längst eine Selbstverständlichkeit. Fraglich, ob anonyme Apothekenketten diesen Service auch leisten können und ob sie ihn überhaupt leisten wollen. Denn geleitet wird das „Unternehmen Apotheke“ dann nicht mehr vom Apotheker nebenan, sondern von einem anonymen Konzern, weit weg vom Patienten.
Die persönliche Komponente und damit der „besondere“ Service in Apotheken geht aber noch weiter. Einige Patienten benötigen spezielle Arzneimittel, die von der Industrie nicht produziert werden, da sie individuell auf einen Menschen bzw. dessen Erkrankung zugeschnitten sind. Besonders Hautärzte setzen auf die Herstellung bestimmter Cremes und Salben in einer von ihnen vorgegebenen Zusammensetzung. Die individuelle Herstellung übernimmt die öffentliche Apotheke. Innerhalb kurzer Zeit fertigt ein Mitarbeiter mit entsprechender Ausbildung, also ein Apotheker oder ein pharmazeutisch-technischer Assistent, die Rezeptur an. Setzen sich Versandapotheken oder Apothekenketten durch, ist auch dieser Service gefährdet.
Versandapotheken bieten diese Dienstleistung nicht an und Apothekenketten werden Interesse haben, Filialen vorwiegend in dicht besiedelten Gebieten zu eröffnen. Ähnlich wie auch das „Aussterben“ der Hausärzte in ländlichen Gebieten für immer mehr Probleme sorgt, könnte auch die Dorf-Apotheke künftig „Geschichte“ sein. Dann gibt es weder einen Arzt, der die Rezeptur verschreibt, noch einen Apotheker, der sie herstellt.
Ob der Kampf interessierter Kreise in Wirtschaft und Politik gegen den Mittelstand und insbesondere die inhabergeführten Apotheken letztlich Erfolg hat, wird die Zukunft zeigen. Doch wie das Ergebnis auch sein wird, nur ein gesicherter Arzneimittelweg, frei von Fälschungen, und eine wohnortnahe, beratungsintensive und persönlich geführte Apotheke werden dem Patienten auf Dauer die Hilfe geben, die er benötigt und zu Recht erwartet. Denn Gesundheit ist das höchste Gut. Und deshalb, das zeigt die Umfrage des IfD Allensbach, sind sich die Menschen im Lande ihrer Sache so sicher: Sie vertrauen „ihrer“ Apotheke.
Und wer hilft Ihrem Krankenhaus?
Ein Kommentar der Redaktion
Die Apotheken können sich über ihr Umfrageergebnis freuen. Die Krankenhäuser dürften weniger glücklich sein. Lediglich 16 Prozent der Bevölkerung haben Krankenhäusern in der IfD-Umfrage guten Service attestiert. Ein bedrückendes Ergebnis, an dem die Krankenhäuser wenig oder gar keine Schuld tragen. Es ist die Politik, die durch kontinuierliche Budgetkürzungen funktionierende Kliniken, die den Patienten eine beeindruckende Hochleistungsmedizin bieten, selbst zu unterversorgten Intensivpatienten gemacht hat. Schlecht bezahltes, ausgebranntes Personal soll die gleichen Leistungen - nein, sogar noch bessere - bringen, wie zu Zeiten vor den großen Entlassungswellen. Außerdem soll es neben der medizinischen Versorgung von Patienten noch einen Berg nutzloser Bürokratie bewältigen. Dass das nicht funktionieren kann, ist in diesem Zusammenhang kein Wunder.
Krankenhäusern kann nur mit einem hoch dosierten Finanztropf geholfen werden, aber dazu fehlen Mut und Einsicht.
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