Seit am 11. November 2010 der Gesetzesentwurf zur Neuordnung des Arzneimittelmarkts (AMNOG) im Bundestag verabschiedet wurde, steht fest, dass auf die Apotheker und den pharmazeutischen Großhandel gravierende Kürzungen ihrer Spannen zukommen werden. Doch nicht nur das: Noch vor Inkrafttreten der Sparmaßnahmen des AMNOG dokumentiert die aktuelle Auswertung der Halbjahreszahlen 2010 durch das Institut für Handelsforschung in Köln deutlich den stetigen Verfall der Gewinnspanne im pharmazeutischen Großhandel um nahezu einen vollen Prozentpunkt seit der Halbierung der Spanne im Jahr 2004.
Der mit der 15. AMG-Novelle im Sommer vergangenen Jahres neu eingeführte Belieferungsanspruch des vollversorgenden Pharmagroßhandels hat zwar zu einem Umsatzanstieg beigetragen, gleichzeitig aber die Marge deutlich gesenkt: Schuld hieran ist die degressive Handelsspanne, vor allem aber die Kappung bei 6 Prozent und einem Einkaufspreis von 1.200 EUR. Während zu Beginn der Spannendiskussion Ende 2007 noch eine mittlere Gewinnspanne von 5,97 Prozent erzielt werden konnte, fiel sie nun auf 5,39 Prozent.
Alle sonstigen Einsparungen im Arzneimittelmarkt treffen stets mittelbar auch den pharmazeutischen Großhandel: Der Zwangsrabatt für Hersteller, das Preismoratorium, die Rabattverträge und die neuen Festbetragsregelungen hinterlassen tiefe Spuren und beeinflussen das Branchenergebnis zusätzlich negativ. Erwirtschaftete die Branche in Deutschland 2009 noch mit einer Umsatzrendite von 0,72 Prozent einen Ertrag vor Steuern von 172 Millionen EUR, zeichnet sich im ersten Halbjahr 2010 ein Gewinnrückgang auf 59 Millionen EUR ab. Die Marktentwicklung weist zudem seit Oktober einen deutlich negativen Trend aus, so dass der Gesamtertrag im Jahr 2010 kaum über 100 Millionen EUR liegen dürfte.
Mit dem AMNOG kürzt jetzt der Gesetzgeber die Großhandelsspanne um 200 Millionen EUR. Schon bei den auf 2009 basierenden Ertragszahlen hätte dieses Volumen den gesamten Gewinn der Branche überstiegen. Nun aber legen die veröffentlichten Zahlen des Instituts für Handelsforschung eine weitere Verschärfung der Dramatik der Großhandelssituation offen: Mit einer Umsatzrendite von nur noch 0,5 Prozent und einem erwarteten Ertrag vor Steuern von etwa 100 Millionen EUR lassen sich die geforderten Sparmaßnahmen nicht aus dem verbleibenden Gewinn umsetzen.
Um seine Handels- und seine Finanzierungsfunktion bei der Arzneimittelversorgung aufrecht zu erhalten, ist der pharmazeutische Großhandel aber auf eine ausreichende Rendite angewiesen. Nach den jetzt für das Jahr 2010 vorliegenden Zahlen ist dies nicht zu erwarten.
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