Wissenschaftliche Untersuchung

Cholesterinsenkende Eigenschaft des Diabetes-Präparats Metformin 07.11.2015 08:40 Uhr

Eine neue wissenschaftliche Untersuchung zeigt, dass Metformin noch einen weiteren Wirkmechanismus besitzt außer des Einsatzes als Antidiabetikum, der das Medikament für die Behandlung von zu hohem Cholesterin interessant macht. Sie wurde im Rahmen der KORA-Studien durchgeführt, die sich mit den Ursachen und dem Verlauf von chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Herzerkrankungen sowie dem Einfluss von Genetik und Umwelt beschäftigen.

Bei dieser Studie wurde eine Gruppe von mehr als 1800 Probanden in Bezug auf ihr Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen über einen längeren Zeitraum untersucht. Diejenigen, die während dieser Zeit an Typ-2-Diabetes erkrankten, erhielten Metformin als Antidiabetikum. Dabei stellte sich heraus, dass durch diese Therapie die Aktivität zweier Gene - FADS1 und FADS 2 - gehemmt wurde. Diese Entdeckung ist von Bedeutung für Patienten mit zu hohem Cholesterinspiegel, denn die FADS-Gene spielen eine wesentliche Rolle für den Fettstoffwechsel im Körper.

Die Ergebnisse der KORA Studie

Bei ihrer Untersuchung analysierten die Wissenschaftler die Blutproben der Probanden sowohl auf genetische Merkmale als auch auf die Konzentration bestimmter Stoffwechselprodukte. Dabei stellten sie fest, dass die Proben der Diabetes-Patienten, die Metformin einnahmen, deutliche Veränderungen zeigten. Besonders auffällig war dabei die signifikant verringerte Konzentration von LDL-Cholesterin, das mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen wie Arteriosklerose und koronaren Herzerkrankungen in Verbindung gebracht wird.

Aus den Analysen der Proben lässt sich schließen, dass die Einnahme von Metformin eine Wirkung auf den Protein-Komplex AMPK hat. AMPK ist ein Enzym, das eine wichtige Funktion bei der Regulation von Stoffwechselvorgängen hat, insbesondere bei der Biosynthese von Cholesterin und Fettsäuren. Durch die Wirkungsweise des Präparats werden Substanzen, aus denen das LDL-Cholesterin hergestellt wird, verringert, und auf diese Weise der Aufbau des schädlichen Cholesterins gebremst.

Was ist Metformin?
Das Medikament Metformin enthält den Arzneistoff Biguanid, der bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts zur medizinischen Behandlung von Diabetes mellitus entwickelt wurde. Dieser ist von seiner Struktur her mit einem Pflanzenwirkstoff der Geißraute verwandt, einer Heilpflanze,
deren blutzuckersenkende Wirkung bekannt ist. Metformin wird bei Typ-2-Diabetes für die orale Anwendung verordnet und hat keinen Einfluss auf den Insulinhaushalt des Patienten. Es ist vor allem für Patienten geeignet, die übergewichtig sind.

Unter den oralen Antidiabetika gehört es zu den am längsten und auch am häufigsten verschriebenen Präparaten. Studien haben zudem eine auf eine Verringerung von kardiovaskulären Ereignissen bei der Behandlung von Diabetes-2-Patienten hingewiesen.

Wie wirkt Metformin?

Der Wirkmechanismus von Biguaniden ist sehr komplex und noch nicht vollständig geklärt. Bekannt ist jedoch, dass der Wirkstoff 1,1-Dimethylbiguanid eine wesentliche Rolle für die Diabetesbehandlung spielt. Dieser Stoff hemmt die
mitochondriale Glycerin-3-phosphat-Dehydrogenase (GPD) und verringert die Glukosebildung in der Leber. Auf diese Weise wird die Blutzuckerkonzentration gesenkt und die Zuckerwerte des Patienten deutlich verbessert, ohne dass der Insulinhaushalt direkt beeinflusst wird.

Neue Therapiemöglichkeiten durch Metformin?

Erhöhtes LDL-Cholesterin wird als ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko eingestuft. Entsprechend
gibt es unterschiedliche Therapieansätze, um den Cholesterinspiegel wieder zu normalisieren. Bei der Behandlung werden zum einen die Lebensgewohnheiten untersucht und bei Bedarf so verändert, dass die Blutfettwerte günstig
 beeinflusst werden. Zum anderen kommen je nach Einzelfall verschiedene Wirkstoffe zu Einsatz, die
direkt auf die Bildung des LDL-Cholesterins und den Cholestrinspiegel einwirken. Hierzu gehören beispielsweise Aufnahme-Hemmer, Synthese-Hemmer, Nikotinsäure, Fibrate und Ionenaustauschharze.

Die Ergebnisse der KORA Studie haben nun eine weitere Möglichkeit eröffnet, wie über einen biochemischen Mechanismus der LDL-Cholesterinspiegel positiv beeinflusst werden kann. Das kann vor allem den Patienten helfen, bei denen die bisher bekannten Therapien nicht sehr wirksam sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass es sich bei Metformin um ein bereits zugelassenes und bewährtes
Medikament handelt. Dadurch ist die Zeitspanne bis zur offiziellen Zulassung für die Behandlung bei hohem Cholesterinspiegel deutlich kürzer als bei einem Präparat, das erst neu eingeführt werden soll. Auch in Bezug auf Dosierung und mögliche Nebenwirkungen sind bereits umfangreiche Erfahrungswerte vorhanden und erleichtern den therapeutischen Einsatz.


Für den Inhalt ist Markus Müller verantwortlich.