Senföle jetzt auch in aktualisierter S2k-Leitlinie „Harnwegsinfektionen im Kindesalter“ empfohlen 28.10.2021 10:00 Uhr
Der Kampf gegen Antibiotikaresistenzen ist eine der größten Herausforderungen für das Gesundheitswesen. Daher fordern Experten seit vielen Jahren bei unkomplizierten Infektionen, wie zum Beispiel Harnwegsinfektionen, keine Antibiotika, sondern bevorzugt bewährte pflanzliche Arzneimittel einzusetzen[1]. Vor diesem Hintergrund wird bereits seit 2017 in der S3-Leitlinie zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen der Einsatz von Kapuzinerkresse und Meerrettich (ANGOCIN® Anti-Infekt N) als phytotherapeutische Option bei häufig rezidivierender Zystitis empfohlen[2]. Jetzt wird auch in der kürzlich aktualisierten S2k-Leitlinie „Harnwegsinfektionen im Kindesalter“ eine ähnliche Empfehlung ausgesprochen[3]: Senföle (Isothiocyanate) aus Kapuzinerkresse und Meerrettich können bei unkomplizierten rezidivierenden Zystitiden im späten Kindes- und im Jugendalter als supportive Maßnahme angewandt werden. Begründet wird die Empfehlung mit der nachgewiesenen antibakteriellen[4-6] und antiphlogistischen[7-12] Wirkung der Isothiocyanate und einer placebokontrollierten, randomisierten, multizentrischen Studie[13]. Sie zeigt, dass die Phytokombination die Rückfallquote bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen wirkungsvoll senken kann: Die Rezidivrate betrug unter der Behandlung mit dem Phytopharmakon 43 %, während in der Placebogruppe bei 77 % der Patienten eine erneute Zystitis auftrat.
Wegen der zunehmenden Resistenzproblematik forderten bereits 2017 die Verfasser der interdisziplinären S3 Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“ die Indikation zu einer Antibiotikatherapie kritisch zu stellen und auch neue Therapiestrategien ohne Antibiotika einzusetzen. Die Isothiocyanate aus Kapuzinerkresse und Meerrettich haben sich in kombinierter Form (ANGOCIN® Anti-Infekt N) bereits seit Jahrzehnten erfolgreich bei der Therapie von unkomplizierten akuten und – längerfristig angewendet – bei häufig rezidivierenden Harn- und Atemwegsinfektionen bewährt.
Umfassende Studienlage
Klinische und epidemiologische Studien belegen, dass Zystitiden mit dem pflanzlichen Arzneimittel wirksam und gut verträglich behandelt werden können[13-15]. Zahlreiche weitere Forschungsarbeiten bestätigen außerdem die antibakterielle Wirkung der Isothiocyanat-Kombination gegen klinisch relevante Erreger, sogar gegenüber Problemkeimen wie Klebsiellen, Vancomycin-resistenten Enterokokken oder resistenten E. coli-Stämmen[4-6]. Außerdem hemmen die Pflanzenstoffe intraepitheliale Internalisierungsprozesse, die Motilität uropathogener Keime sowie deren Adhäsion an die Epithelzellen und unterbinden die Ausbildung von bakteriellen Biofilmen[16-19], die häufig für wiederkehrende Infektionen und Resistenzentwicklungen verantwortlich sind. Umfangreich belegt ist auch die antiphlogistische Wirkung[7-12] der Pflanzenarznei, welche einen wesentlichen Beitrag zur Symptomverbesserung leistet. Die Isothiocyanate greifen unter anderem regulierend in Entzündungskaskaden ein und führen zu einem Rückgang von proinflammatorischen Mediatoren.
Nicht nur symptomatisch therapieren
Häufig werden bei Harnwegsinfektionen rein symptomatische Therapien oder Therapien mit Heilpflanzen ohne antibakterielle Wirkung angewendet. Haben sich bei einer akuten Infektion jedoch Bakterien bereits in der Blase festgesetzt, können diese nicht mehr so leicht ausgespült werden. Es besteht durch Keimaszension die Gefahr, dass sich eine Pyelonephritis entwickelt. Bei der Wahl einer Medikation sollte bei Harnwegsinfektionen daher nicht nur die Symptomreduktion, sondern auch die antibakterielle Wirkung im Vordergrund stehen und eine Therapie mit lediglich analgetischen, durchspülenden oder anti-adhäsiven Effekten abgewogen werden[20,21].
Nicht nur um Patientenwünsche zu erfüllen, sondern auch zur Reduktion von Antibiotikaresistenzen, ist der Einsatz der pflanzlichen Wirkstoffe aus Kapuzinerkresse und Meerrettich bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen als First-Line-Therapie zu empfehlen, so lautet auch das Fazit deutscher Ärzte und Wissenschaftler bei einer interdisziplinären Expertendiskussion in Frankfurt am Main[1].
Literatur:
Die Quellen 1-21 können auf Wunsch unter folgendem Pressekontakt angefordert werden: