Aktuelle deutsche Studie zeigt: Kaffeekohle wirkt auch antiinflammatorisch 31.03.2020 10:02 Uhr
Die durch eine spezielle Röstung verschiedener Kaffeesorten gewonnene Kaffeekohle hat eine lange Tradition in der Therapie von entzündlichen und gastrointestinalen Erkrankungen. Ihr therapeutisches Potential wird meist ihren adsorbierenden und adstringierenden Eigenschaften zugeschrieben. Eine im November 2019 publizierte, an der Universität Leipzig durchgeführte Studie belegt jetzt, dass die Kaffeekohle auch pharmakologisch-aktive sekundäre Pflanzenstoffe beinhaltet, die eine vielfältige entzündungshemmende Wirkung vermitteln[1]. „Am stärksten war die antiinflammatorische Wirkung bei dem Polyphenol Kryptochlorogensäure zu beobachten“, erläutert Dr. Cica Vissiennon, Projektleiterin an der Universität Leipzig. „Unsere Untersuchungen zeigen somit, dass Kaffeekohle neben ihren physikalischen Effekten auch pharmakologische Wirkungen besitzt, die für die Therapie verschiedener gastrointestinaler Erkrankungen von Relevanz sind“, so die Pharmazeutin. Bereits seit mehr als 60 Jahren wird ein Kombinationsarzneimittel aus Kaffeekohle, Myrrhe und Kamille zur unterstützenden Behandlung von Magen-Darm-Störungen eingesetzt, besonders wenn diese mit Durchfällen, Krämpfen und Blähungen einhergehen. In der S3-Leitlinie „Colitis ulcerosa“ wird die Phytokombination in der Remissionserhaltung empfohlen[2].
In der aktuellen in vitro-Studie wurde ein wässriger Kaffeekohle-Extrakt mittels HPLC und LC-MS phytochemisch analysiert. Anschließend wurden die Effekte verschiedener darin enthaltener Inhaltsstoffe wie Chlorogensäure, Kryptochlorogensäure, Kaffeesäure, Koffein und Trigonellin auf ihre antiinflammatorische Aktivität (Hemmung der Ausschüttung der Zytokine TNF, IL-6, MCP-1 in aktivierten humanen Makrophagen) untersucht. „Die Kryptochlorogensäure zeigte dabei die stärksten Effekte: Sie hemmt die TNF-Freisetzung und verringert die Ausschüttung von IL-6 und MCP-1“, so Vissiennon.
Kaffeekohle zeigt vielfältigere Eigenschaften als Aktivkohle
Außerdem wurden im Rahmen der Studie durch rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von Kaffeekohle und medizinischer Aktivkohle die Partikelstrukturen beider Substanzen visualisiert. Dabei wurde festgestellt, dass die Oberfläche von Kaffeekohlepartikeln eine weniger poröse Struktur aufweist, was auf ein anderes Adsorptionsvermögen im Vergleich zu Aktivkohle hindeutet. Im Gegensatz zur medizinischen Aktivkohle, die durch eine „komplette“ Verkohlung z. B. der Kokosnussschale entsteht, wird die Kaffeekohle gezielt nur bis zu einem bestimmten Grad geröstet. So bleiben noch stoffwechselaktive Bestandteile enthalten, die auch im Kaffee zu finden sind. Durch dieses spezielle Herstellungsverfahren lässt sich auch erklären, warum die Kaffeekohle im Gegensatz zur medizinischen Aktivkohle nicht nur physikalisch-adsorbierend wirkt, sondern zusätzlich auch pharmakologische Effekte ausübt.
Die aktuellen Ergebnisse der Leipziger Forschergruppe stimmen mit früheren Untersuchungen überein, welche die antiinflammatorische Wirkung einer Kombination aus Kaffeekohle, Myrrhe und Kamille zeigen konnten[3-5]. „Dabei wurde durch die Kaffeekohle auch eine synergistische Wirkverstärkung der einzelnen Bestandteile beobachtet, die zu einem stärkeren antiinflammatorischen Effekt führte“, erläutert Vissiennon.
Multicenter-Kohortenstudie belegt Wirkung
Untersuchungen anderer Universitäten belegen, dass die drei Arzneipflanzen kombiniert gastrointestinale Spasmen lindern[6] und die Darmbarriere stabilisieren[7] können. Aufgrund zahlreicher Wirkbelege aus der Forschung und der praktischen Erfahrungsmedizin wird die Phytokombination seit mehr als 60 Jahren zur unterstützenden Behandlung von Magen-Darm-Störungen die mit Durchfällen, Krämpfen und Blähungen einhergehen, wie beispielsweise chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Reizdarm, eingesetzt. Eine Multi-Center-Kohortenstudie mit mehr als 1.000 Patienten in 131 Arztpraxen zeigte, dass die unterstützende Behandlung mit der Phytoarznei zu einer deutlichen Besserung der Durchfallsymptomatik und des Gesamtbeschwerdebilds bei Reizdarm sowie chronisch- und akut-entzündlichen Darmerkrankungen führte[8].
S3-Leitlinie empfiehlt Phytokombination
Eine randomisierte klinische Studie an den Kliniken Essen-Mitte zeigte außerdem, dass die Pflanzenkombination bei Colitis ulcerosa zur Remissionserhaltung vergleichbar wirksam war wie die Therapie mit dem Goldstandard Mesalazin[9]. Seit Mai 2018 empfiehlt daher auch die S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa“: „Eine Kombination aus Myrrhe, Kamillenblütenextrakt und Kaffeekohle kann komplementär in der remissionserhaltenden Behandlung eingesetzt werden[2].“
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