Inhalative Antiasthmatika

Austausch kann Therapie gefährden 15.02.2011 09:01 Uhr

Der Austausch eines inhalativen Antiasthmatikums gegen ein wirkstoffgleiches rabattbegünstigtes Mittel kann in der Praxis Therapieprobleme aufwerfen. Neben der Bioäquivalenz zählen hier insbesondere Anwendungsprobleme zu den limitierenden Faktoren. So gibt es verschiedene Inhalationssysteme mit unterschiedlichen Funktionsprinzipien. Ein Wechsel des Systems muss deshalb immer kritisch hinterfragt werden. Patienten, die jahrelang gewohnt sind, bei der Inhalation eine bestimmte Atemtechnik anzuwenden, haben Probleme mit der Umstellung. Ebenso Senioren oder Kinder, bei denen bereits die Ersteinstellung häufig langwierig und schwierig ist. Wer beispielsweise ein Dosieraerosol verwendet, soll bei der Anwendung langsam und tief einatmen. Bei Pulverinhalatoren muss die Inhalation dagegen schnell erfolgen. Ein Umstieg kann hier für den Anwender problematisch werden. Ein weiteres Beispiel ist der Wechsel von einem Autohaler auf ein Dosieraerosol. Beim Autohaler reicht ein Mindestfluss aus, um den Sprühstoß freizusetzen. Beim Dosieraerosol ist eine Koordination von Sprühstoß und Inhalation erforderlich, die nicht von jedem Patienten vollzogen werden kann. Viele Untersuchungen konnten zeigen, dass die Gewöhnung an die Handhabung und den Umgang mit einem bestimmten Inhalationssystem eine wichtige Rolle für die Effizienz der Therapie spielt. Selbst ohne Substitution liegt die Fehlerquote bei der Anwendung inhalativer Arzneimittel bei etwa 80%, wie die VITA-Studie der ABDA (Verbesserung der Inhalationstechnik von Menschen mit Asthma und COPD in Apotheken) zeigen konnte. Nicht jede Substitution ist daher zu befürworten. Der Wechsel eines Inhalationssystems kann für den Patienten viele Nachteile bringen und sollte von Arzt und Apotheker kritisch hinterfragt werden. Es sollte immer geprüft werden, ob sich für den Patienten durch die Substitution Nachteile ergeben und ob er überhaupt in der Lage ist, die Umstellung auf ein anderes Antiasthmatikum zu bewältigen.

Zu beachten ist auch, dass jede Umstellung von einem Inhalationssystem auf ein anderes eine intensive Schulung des Patienten und eine Überprüfung der Therapieeffizienz durch den Arzt erfordert. Gegebenenfalls muss die Dosis neu angepasst werden. Insbesondere multimorbide Patienten, Kinder und ältere Menschen tun sich sehr schwer damit, einstudierte Inhalationstechniken zu ändern.

Lesen Sie mehr zur Kritischen Wirkstoffgruppe Antiasthmatika unter www.pharmazeutische-bedenken.de. Sie finden dort nützliche Hintergrundinformationen und Tipps für den Umgang mit dem Austausch von Inhalationssystemen.

Elke Engels
Apothekerin und freie Journalistin
Habichtsweg 2
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