Haiti - Hilfe für Erdbebenopfer

Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V. weiten Hilfe für Haiti aus 11.02.2010 10:51 Uhr

Vier Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti ist der Bedarf an medizinischer Hilfe nach wie vor groß. Auch wenn das Interesse der internationalen Medien an der Katastrophe langsam verebbt, sind die Haitianer weiterhin dringend auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen. Die Apotheker ohne Grenzen engagieren sich in einem umfangreichen Arbeitsfeld. Ihre Hilfe wird bei der Nachsorge operierter Erdbebenopfer, der Koordinierung der Arzneimittelbestände verschiedener Hilfsorganisationen und dem Wiederaufbau haitianischer Gesundheitsstationen gebraucht.

Die Apotheker ohne Grenzen unterstützen neben den medizinischen Teams von humedica inzwischen auch die Partnerorganisation LandsAid, die im Krankenhaus der Kleinen Brüder und Schwestern in Port au Prince und mit mobilen Kliniken in der Umgebung tätig ist. Apothekerin Petra Lange aus Essen hat sich nach ihrer Ankunft am 6. Februar einen ersten Eindruck von der Situation vor Ort schaffen können: „Wir haben hier einige Emergency Health Kits zur Verfügung. Darüber hinaus variiert der Bestand an Arzneimitteln stark, manches ist im Überfluss vorhanden, für manches besteht ein riesiger Bedarf. Eines meiner Ziele für die nächsten Wochen ist Inventur und Standardisierung, damit die Ärzte wissen, womit sich rechnen können.“

Mit gravierendem Mangel an Medikamenten und Überkapazitäten für andere Arzneimittel haben die Apotheker ohne Grenzen gerechnet. „Vor diesem Problem stehen wir bei jedem Katastropheneinsatz,“ sagt Dr. Thomas Bergmann, der als Koordinator in Port au Prince diverse Kontakte zu verschiedenen Hilfsorganisationen geknüpft hat. „So gibt es Paracetamoltabletten auf der Insel im Überfluss, aber Schmerzmittel oder Antibiotika in Form von Säften für Kinder fehlen.
Die letzten Tage habe ich in Leogane verbracht. Die Kleinstadt in der Nähe des Epizentrums des Bebens ist zu 80 Prozent zerstört. Wir organisieren nun für zahlreiche Hilfsorganisationen den Austausch von Arzneimitteln. So können Fehlbestände und Überkapazitäten sinnvoll ausgeglichen werden.“
Dieses Arzneimittelbestandsmanagement setzt Dr. Christian Becker aus Mainz in den nächsten Wochen fort. Solange ausländische Organisationen in Leogane tätig sind, werden die Apotheker ohne Grenzen ihre Fachkompetenz für die Arzneimittelversorgung anderen NGOs zur Verfügung stellen.

Wie für alle ihre Projekte streben die deutschen Pharmazeuten die Unterstützung autonomer lokaler Strukturen an. Dr. Thomas Bergmann: „In Leogane gab es vor dem Beben so genannte dispensaries, die Arzneimittel abgegeben haben. Was ist davon übrig geblieben? Hat das Personal überlebt? Was kann man beim Wiederaufbau gleich besser gestalten als vor dem Beben? Meine Nachfolger werden sich auch um diese Aspekte kümmern.
Nach Abschluss des Nothilfeprogramms planen die Apotheker ohne Grenzen ein nachhaltiges Programm zum Wiederaufbau von Versorgungstrukturen. Auch auf diesem Sektor hat die Hilfsorganisation viele Erfahrungen in früheren Hilfseinsätzen gesammelt. Aus der Nothilfe für die Opfer des Tsunami 2004 in Sri Lanka entwickelte sich beispielsweise ein langfristiges Engagement. Über fünf Jahre nach der Flutkatastophe sind die deutschen Pharmazeuten immer noch im Land tätig.

Unterdessen ist mit Dr. Julia Micklinghoff aus Hannover die erste Einsatzkraft der Apotheker ohne Grenzen aus Haiti zurückgekehrt. Sie berichtet nach ihrer Ankunft: „Gemeinsam mit den medizinischen Teams von humedica e.V. haben wir im „Espoir“ in Port au Prince und in Leogane viel für die Verletzten erreicht. Unter einfachen Bedingungen waren auch sehr anspruchsvolle Operationen und Amputationen möglich, die Menschenleben gerettet haben.
Carina Jochum und Karin Gröschner, die beiden anderen Apothekerinnen ohne Grenzen und ich haben uns für die verschiedenen Aufgaben abgewechselt: Die pharmazeutische Visite zur Versorgung der frisch Operierten, die Ausgabe von Arzneimitteln an die Patienten, die Lagerhaltung der Apotheke. Auch Verbandswechsel haben wir übernommen - jede helfende Hand wurde dringend gebraucht. Die Hitze und der Dreck haben es uns nicht leicht gemacht, aber was zählt, ist die erfolgreiche Hilfe für die Haitianer. Ich würde jederzeit wieder an einem Einsatz teilnehmen.“


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Hintergrundinformationen
Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V.

Neben langfristigen Projekten zur Verbesserung der Strukturen in der Gesundheitsversorgung engagieren sich die Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V. auch in der Katastrophenhilfe. Schulungen bereiten die ehrenamtlich tätigen Pharmazeuten auf ihre Einsätze vor. Im Projekt IMPACT der WHO engagiert sich der Verband im Kampf gegen Arzneimittelfälschungen. In Deutschland informieren die Apotheker ohne Grenzen zum Thema Vermeidung von Arzneimittelspendenmüll.
Der im Jahr 2000 gegründete Verein zählt inzwischen über 800 Mitglieder.

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