Expopharm 2023

Anaphylaxie – erkennen und handeln 18.09.2023 09:08 Uhr

Die Anaphylaxie ist die Maximalvariante einer aller­gischen Reaktion. Abhängig vom Auslöser sind innerhalb weniger Minuten lebensbedrohliche Situationen möglich, bis hin zum Atem- und Herzstillstand. Bei einer arzneimittelbe­dingten Anaphylaxie kann dies bereits nach 5 Minuten der Fall sein, z. B. bei einer sehr seltenen anaphylaktischen Impfreaktion; bei einer schweren allergischen Reaktion auf Insektengifte sind es 15 Minuten1.

Eine beginnende Anaphylaxie sollte daher immer als Notfallsitua­tion eingestuft werden und erfordert sofortiges Handeln, um die potenziell tödlich endende Überreaktion des Immunsystems zu stoppen. Anfangs treten oftmals Prodromalsymp­tome auf, wie z. B. Unruhe- oder Angstgefühl, metalli­scher Geschmack im Mund, Parästhesien, Juckreiz in den Handflächen oder an den Fußsohlen und Hauterscheinungen wie z. B. Quaddeln, generalisierter Juckreiz, Angioödeme an Augenlidern und/oder Lippen sowie Flush.4 Auch kann es anfangs zu Übelkeit, Brechreiz, Bauchkrämpfen und Diarrhoe kommen.4

Anzahl der Anaphylaxie-Fälle steigt – Adrenalingabe per Autoinjektor kann Leben retten
Die wichtigsten Anaphylaxie-Auslöser sind Insektengifte, Nahrungs- und Arzneimittel. Doch wie häufig sind Anaphylaxien überhaupt? Hierzu Prof. Ludger Klimek, Präsident des Ärzteverbandes der Deutschen Allergologen (AeDA), Wiesbaden: „Zusammen mit der allgemeinen Zunahme von Allergien sind auch anaphylaktische Reaktionen häufiger geworden. Studiendaten2 zeigen, dass vor allem nahrungsmittelinduzierte Anaphylaxien im Kindesalter zugenommen haben – von 41 auf 72 je 100.000 Notfallaufnahmen von 2007 bis 2012.“

Daher kommen auch immer öfter Patienten mit einer Adrenalin-Autoinjektor (AAI)-Verordnung in die Apotheke. Wichtig ist, dass der Patient stets das AAI-Modell erhält, auf das er auch geschult wurde, um Anwendungsfehler und damit mögliche schwere gesundheitliche Komplikationen zu vermeiden. Bezüglich der geltenden Aut-idem-Regelung ist es wichtig zu wissen, dass bei der AAI-Abgabe durch den Apotheker pharmazeutische Bedenken geltend gemacht werden können, um die adäquate, korrekte und rasche Handhabung sicherzustellen. Denn im Akutfall kann die rechtzeitige Adrenalingabe3 per AAI lebensrettend sein. Der AAI ist der wichtigste Bestandteil jedes Anaphylaxie-Notfallsets und muss regelmäßig, gemäß den Haltbar­keitsangaben, erneuert werden. Laut aktueller Anaphylaxie-Leitlinie ist eine individuelle und produktspezifische Instruktion zum AAI-Gebrauch unentbehrlich.3 Der richtige Umgang mit dem AAI wird den Patienten u. a. in den vali­dierten und zertifizierten Schulungen der Arbeitsgemein­schaft Anaph­ylaxie Training und Edu­kation (AGATE) vermittelt.

Praxistipp für die Apotheke: AAI bei Grippeimpfung einsatzbereit vorhalten
Ab Oktober ist es wieder Zeit für die Grippeschutzimpfung, die seit 2022 auch in der Apotheke erfolgen kann. Für den seltenen Fall einer schweren allergischen Reaktion auf die Impfung gilt es zu beachten, dass:

  • das Personal in der Apotheke im Umgang mit einem AAI adäquat geschult ist
  • das entsprechende AAI-Modell umgehend griff- und einsatzbereit vorliegt

Besuchen Sie uns auf der Expopharm in Düsseldorf (27.-30.09.23) Halle 1 / Stand A 38, Mylan Germany GmbH (A Viatris Company) und informieren Sie sich zu den Themen rund um die Anaphylaxie und Grippeimpfungen.

Referenzen
1 Pumphrey RSH et al. Clin Exper Allergy. 2000;30: 1144-50
2 Yang MS, Kim JY, Kim BK, Park H-W, Cho S-H, Min K-U, Kang H-R. True rise in anaphylaxis incidence: Epidemiological study based on a national health insurance database. Medicine (Baltimore). 2017; 96: e5750.
3 Ring J, Beyer K, Biedermann T, Bircher A, et al. Anaphylaxie – Update 2021. Allergo J Int. 2021; 30: 1-25.
4 Klimek L, Blümchen K, Ring J. Allergologie, Jahrgang 46, Nr. 4/2023, S. 269-277 ©2023
5 Verordnung über den Betrieb von Apotheken (Apothekenbetriebsordnung – ApBetrO, Stand 11.05.2023 (www.gesetze-im-internet.de/apobetro_1987/BJNR005470987.html)