Erfolgsversprechende Therapieverfahren

Alzheimer – eine schleichende Krankheit, die uns vergessen lässt

Immer mehr Menschen leiden im Alter unter Alzheimer-Demenz

Berlin -

Immer mehr Menschen sind im Alter von Alzheimer betroffen, doch die Forschung tritt auf der Stelle. Noch immer gibt es keine Medikamente, welche den Ausbruch oder das Fortschreiten der Krankheit stoppen könnten. Doch neben den aktuellen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten, die zumindest die Symptome lindern und den Betroffenen helfen können, ihren Alltag zu bewältigen, gibt es verschiedene andere Therapieverfahren, welche sich in einem gewissen Rahmen als erfolgsversprechend herausgestellt haben.

Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form der Demenzerkrankungen
Die Alzheimer-Demenz, auch unter dem Namen Morbus Alzheimer bekannt, ist die auf häufigsten auftretende Demenzerkrankung. Der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) nach, handelt es sich bei der Demenz um eine erworbene Störung des Gedächtnisses sowie des Denkvermögens, welche so stark ausgeprägt ist, dass sie sowohl berufliche als auch private Alltagsaktivitäten beeinträchtigt.

Wie dem Portal alzheimerinfo.de zu entnehmen ist, leiden derzeit circa 1,2 Millionen Deutsche an Alzheimer, die Tendenz ist jedoch steigend, was mit dem Umstand zusammenhängt, dass die Menschen heute, aufgrund der guten medizinischen Versorgung, immer älter werden.

Weltweit sind rund 35 Millionen Menschen von Alzheimer betroffen. Erstmals beschrieben wurde die Krankheit Anfang des 20. Jahrhunderts vom bayrischen Nervenarzt Alois Alzheimer. Er führte damals Untersuchungen an Patienten durch, welche ein auffälliges Verhalten an den Tag legten und erworbene Defizite in ihrer geistigen Leistungsfähigkeit aufwiesen. Unter anderem untersuchte er dazu auch Gehirne bereits verstorbener Personen. Seine Erkenntnisse veröffentlichte er in einer 1906 erschienenen Arbeit in welcher er ein neues, eigenständiges Krankheitsbild beschrieb.

Symptome
Die Symptome der Alzheimererkrankung lassen sich, je nach Fortschreiten der Krankheit, in drei Stadien gliedern:

Anfangsstadium - Erste geistige Defizite treten auf, jedoch ist ein vollständig selbstständiges Leben noch möglich:

  • Vergesslichkeit
  • Zeitliche Orientierungsschwierigkeiten

Moderates Stadium - Der Verlust der geistigen Fähigkeiten nimmt zu, die Selbstständigkeit ist eingeschränkt:

  • Rechen- und Problemlösefähigkeit schwindet
  • Handfertigkeitsstörungen, etwa beim Ankleiden
  • Steigende Vergesslichkeit
  • Erkennungsstörungen
  • Desorientierung, temporal und lokal
  • Sprachstörungen
  • Wahnvorstellungen (etwa die Angst, bestohlen zu werden)
  • Vernachlässigung der Hygiene

Schweres Stadium - Verlust der Alltagskompetenz und völlige Abhängigkeit von Pflegekräften:

  • Gedächtniszerfall inklusive Zerfall des Langzeitgedächtnisses
  • Erkennungsstörungen
  • Mangelnde persönliche Orientierung
  • Sprachzerfall
  • Inkontinenz
  • Agnosie, sogar die eigenen Angehörigen werden nicht mehr erkannt

Ursachen
Die genauen Ursachen von Alzheimer sind bis heute leider nicht bekannt. Fakt ist, dass sich bei Alzheimerpatienten vermehrt charakteristische Eiweißablagerungen finden, die schon Alois Alzheimer bei seinen Untersuchungen beobachten konnte. Zum einen handelt es sich um die sogenannten senile Plaques, welche aus Eiweißbruchstücken bestehen, zum anderen um faserförmige Ablagerungen, welche Neurofibrillenbündel genannt werden. Letztere bestehen aus abnormem, verklumptem Eiweiß. Ebenfalls festzustellen, ist die veränderte Konzentration bestimmter Neurotransmitter im Gehirn der Betroffenen.

Risikofaktoren
Definitive Ursachen sind noch nicht bekannt, doch es wurde eine Reihe von Faktoren festgestellt, welche bei der Entstehung und Entwicklung der Alzheimer-Krankheit eine Rolle spielen:

  • Das Lebensalter

Der größte Risikofaktor für die Entstehung der Alzheimer-Krankheit ist das Alter. In der Regel tritt Alzheimer bei Menschen auf, welche das 65ste Lebensjahr bereits überschritten haben. In der Altersgruppe unter 65 Jahren sind lediglich zwei Prozent von Alzheimer betroffen, während es bei den 80- bis 90-Jährigen schon mindestens jeder Fünfte ist und rund ein Drittel der über 90-Jährigen bereits an dieser Krankheit leidet. Wie die nachstehende Statistik zeigt, sind Frauen in größerem Maße vom Risiko betroffen, an Alzheimer zu erkranken, als Männer.

  • Die Genetik

Die familiäre Form der Alzheimer-Krankheit ist erblich bedingt, kommt jedoch in gerade einmal zwei Prozent aller Fälle vor. In diesen Fällen tritt die Erkrankung meist schon vor dem 65ten Lebensjahr auf. In der Vergangenheit konnten Wissenschaftler gleich mehrere Gene identifizieren, die für die erblich bedingten Alzheimer-Erkrankungen verantwortlich sind. Bei den anderen 98 Prozent der Betroffenen tritt die Krankheit erst nach dem 65ten Lebensjahr auf und es gibt keine Hinweise auf eindeutige genetische Ursachen. Was es jedoch gibt, sind genetische Risikofaktoren. Dabei handelt es sich nach heutigem Wissensstand unter anderem um die Gene Apolipoprotein e4, SORL-1 sowie die Gene CLU, CR-1 und PICALM. Doch diese Gene können noch nicht die alleinige Ursache für das Auftreten der Krankheit sein. Sie müssen immer in ihrem Zusammenspiel mit den Umwelteinflüssen betrachtet werden.

  • Das Metabolische Syndrom

Hierunter wird ein Risikofaktorenkomplex für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, also zum Beispiel Arterienverkalkung oder auch Herzinfarkte, verstanden. Kennzeichnend für dieses Syndrom sind:

  • Bluthochdruck
  • Übergewicht
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Erhöhte Blutzuckerwerte bzw. Diabetes

Rauchen erhöht zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, genau wie ein hoher Homocysteinspiegel. Diese Krankheiten und die Alzheimer-Krankheit scheinen sich gegenseitig zu verstärken. Studien belegen, dass Personen, welche unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, eher einen „stillen Schlaganfall“ erleiden, welcher wiederum das Risiko für das Auftreten einer Demenz erhöht. Diese kardiovaskulären Risikofaktoren sind jedoch durch einen Arzt leicht erkennbar und lassen sich behandeln, beziehungsweise durch eine gesunde Lebenswiese deutlich verringern.

  • Oxidativer Stress

Von oxidativem Stress wird gesprochen, wenn der Körper freie Radikale nicht ausreichend abbauen kann. Dabei handelt es sich um kurzlebige, aggressive, sauerstoffhaltige Verbindungen, welche bestimmte Vorgänge in Zellen stören und Substanzen genauso beschädigen, wie Zellmembrane oder Zellkerne. Da das Gehirn viel Sauerstoff verbraucht, ist es für oxidativen Stress besonders empfänglich. Auch bei der Ablagerung schädlicher Substanzen im Gehirn spielen die freien Radikale eine Rolle.

  • Diabetes mellitus Typ 2

Nicht ohne Grund wird Alzheimer von Wissenschaftlern auch „Typ 3-Diabetes“ genannt. Dieser Name soll auf den bestehenden Zusammenhang zwischen Insulinstoffwechsel und kognitiver Leistungsfähigkeit aufmerksam machen. Kennzeichend für Alzheimer sind ein geringer Insulinspiegel im Blut und eine Insulinresistenz des Gehirns. Ein weiterer Faktor, welcher sowohl bei dementen Menschen als auch bei Diabetikern zu finden ist, ist die Beeinträchtigung des zerebrovaskulären Systems, also die Schädigung der im Gehirn verlaufenden Blutgefäße. Menschen, welche bereits im mittleren Alter an Diabetes erkranken, haben später ein höheres Risiko, auch an Alzheimer zu leiden. Verstärkt wird dieses Risiko noch durch Überzuckerung, Bluthochdruck sowie Insulinresistenz. Deshalb ist eine Diabetestherapie auch immer eine wichtige Vorbeugung einer später eventuell auftretenden Demenz.

  • Entzündungen

Durch die Bildung von Beta-Amyloid Plaques im Gehirn entstehen in den umliegenden Bereichen Entzündungen. Noch nicht geklärt ist, ob es sich dabei um einen Bestandteil der Alzheimer-Krankheit handelt oder es lediglich eine Abwehrreaktion des Immunsystems ist. Des Weiteren nehmen Wissenschaftler an, dass lang andauernde Entzündungen im Körper das Absterben von Gehirnzellen begünstigen und zur Bildung von Plaques und Fibrillen führen können. Geprüft wird deshalb aktuell, inwiefern entzündungshemmende Medikamente bei der Behandlung von Alzheimer zum Einsatz kommen können.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Faktoren, die derzeit untersucht werden, um herauszufinden, ob sie die Entstehung der Alzheimer-Krankheit begünstigen könnten. Dazu zählen eine Erhöhung der autoimmunen Antikörper mit höherem Alter, Kopfverletzungen, eine Gehirninfektion durch Viren sowie ein niedriges allgemeines Bildungsniveau.

Die verschiedenen Therapieansätze
Heilbar ist Alzheimer leider noch nicht, doch es gibt verschiedene Behandlungsansätze, welche die Alzheimer-Symptome lindern und mögliche Begleiterscheinungen behandeln sollen. Zu unterscheiden ist zwischen der medikamentösen und der nicht-medikamentösen Behandlung.

  • Die medikamentöse Behandlung

Die Verabreichung bestimmter Medikamente soll dazu führen, dass sich die geistige Leistungsfähigkeit der Patienten verbessert und sie ihren Alltag leichter bewältigen können. Ebenfalls mindern sollen die Medikamente mögliche Verhaltensauffälligkeiten sowie Depressionen. Die Nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente sind dabei individuell verschieden. Angehörige sind meist überfordert, wenn in ihrer Familie ein Fall von Alzheimer ausbricht. Im Idealfall sollten sie jedoch dafür Sorge tragen, dass der Betroffene seine Medikamente regelmäßig einnimmt und die medikamentöse Behandlung kontinuierlich vom behandelnden Arzt an die sich ändernden Symptome angepasst wird. Drei Arten von Wirkstoffen sind derzeit bei der Basistherapie der Alzheimer-Demenz vorgesehen, nämlich Antidepressiva, Neuroleptika sowie Antidementiva. Zusätzlich nehmen viele Betroffene hirnleistungsfördernde Wirkstoffe, wie Ginko, ein. Weitere Medikamente befinden sich zurzeit noch im Entwicklungsstadium. Ziel ist es dabei meist, einen Wirkstoff zu entwickeln, welcher die charakteristischen giftigen Eiweißablagerungen im Gehirn abbaut, bevor sie zu Plaques verklumpen oder sie gar nicht erst entstehen lässt.

  • Die nicht-medikamentöse Behandlung

Für Angehörige sind vor allem die nicht-medikamentösen Therapiemöglichkeiten interessant, können sie hierbei dem Erkrankten doch gut zur Seite stehen und ihn unterstützen. Es geht dabei darum, dem Erkrankten so lange wie möglich eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und ihm seine Selbstständigkeit bestmöglich zu bewahren. Auch sollen sich die Maßnahmen positiv auf die Gemütslage des Erkrankten auswirken und ihn vor auftretenden Depressionen schützen. Einige Therapieansätze können dabei nur von geschultem Personal, andere auch von den Angehörigen selbst ausgeführt werden. Doch die Angehörigen müssen erst einmal selbst geschult werden, um mit der Situation umgehen zu können und ein Verständnis für die Defizite des Alzheimer-Erkrankten zu entwickeln. Dieses Training der Angehörigen kann dazu beitragen, die Unterbringung des Alzheimer-Erkrankten in einem Pflegeheim deutlich hinauszuzögern.

Tiere tun Alzheimer-Erkrankten gut

Die gängigsten nicht-medikamentösen Therapiemöglichkeiten sind:

  • Die Verhaltenstherapie – sie kann vor allem im Frühstadium der Krankheit eingesetzt werden. Die Therapie soll den Betroffenen helfen, mit Gefühlen wie Angst, Wut oder Depression umzugehen. Die Angehörigen werden dahingehend geschult, das selbstständige Verhalten der Betroffenen durch positive Zuwendung zu fördern.
  • Die Tiergestütze Therapie – die Form der Therapie kann in allen Stadien der Krankheit zum Einsatz kommen. Erwiesenermaßen blühen Alzheimer-Patienten durch den Kontakt zu Tieren auf. Das Tier beruhigt, sorgt für Abwechslung und fördert soziale Kontakte, selbst dann, wenn keine Kommunikation mehr auf verbaler Ebene möglich ist. Hunde und Katzen eigenen sich hier nur im frühen Stadium der Krankheit, da sie viel Eigenverantwortung erfordern. Für Alzheimer-Patienten, welche bereits auf die Hilfe von Angehörigen und Betreuern angewiesen sind, eigenen sich vor allem Kleintiere, wie Hasen, Meerschweinen oder Hamster. Doch die Verantwortung für die Pflege sollte stets auch bei einem der Angehörigen liegen. Die wichtigsten Informationen zum Pflegeaufwand von Kleintieren finden sich hier.
  • Das Gedächtnis-Training oder das kognitive Training – Übungen zur Konzentration, Merkspiele sowie Übungen zur geistigen Flexibilität sind vor allem im leichten bis mittleren Stadium sinnvoll und können von Angehörigen zusammen mit dem Betroffenen ausgeführt werden. Dabei müssen die Angehörigen jedoch stets dafür Sorge tragen, dass der Betroffene nicht überfordert wird, denn das führt zu Frustration.
  • Erinnerungstherapie oder Biografiearbeit – Hier geht es darum, ein strukturiertes Verfahren anzuwenden, welches die Erinnerungen des Betroffenen aktiv wiederaufleben lassen soll. Hierbei wird das Langzeitgedächtnis gefordert. Hilfsmittel sind zum Beispiel alte Fotoalben oder auch Musik aus der Jugend. Bei vielen Patienten ist eine derartige Therapie recht lange möglich, da sie sich vor allem an Musik auch im fortschreitenden Stadium noch gut erinnern können.

Weitere gängige nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten sind unter www.alzheimer-forschung.de einzusehen.

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