Zyto-Ausschreibung

AOK Hessen retaxiert sechsstellig

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Berlin -

In der vielleicht letzten Schlacht um die Zentralisierung der Versorgung mit Sterilrezepturen scheint die AOK Hessen wild entschlossen: Anders als noch im Dezember angekündigt, wird die Kasse jetzt Apotheken retaxieren, die ohne Selektivvertrag Sterilrezepturen herstellen und abrechnen.

Seit Dezember sollen die AOK-Versicherten in Hessen eigentlich exklusiv von den Ausschreibungsgewinnern in den 23 Losen beliefert werden. Doch viele Ärzte versorgen ihre Krebspatienten offenbar weiterhin über die gewohnte Apotheke; die AOK ist mit der Umsetzungsquote alles andere als zufrieden.

Weil viele Arztpraxen sich nicht um die Verträge scheren, will die Kasse jetzt durchgreifen: „Ab Mitte Februar werden wir retaxieren“, bestätigte ein Sprecher auf Nachfrage. Rund zehn Apotheken seien betroffen, insgesamt gehe es um einen sechsstelligen Betrag.

Die Zyto-Apotheker in Hessen befürchten, mittelfristig vollkommen aus dem Geschäft gedrängt zu werden. Selbst unter den Gewinnern gibt es Skepsis. Trotz Hinweisen der Kasse haben auch Pharmazeuten ohne Zuschlag ihre Onkologen weiterhin beliefert. Die angekündigten Retaxationen zu den hochpreisigen Medikamenten sind die nächste Eskalationsstufe in dem Grundsatzstreit.

Vom Erfolg der Kasse mit ihrer Ausschreibung hängt viel ab. Nachdem bereits die Barmer vor zwei Jahren in Nordrhein-Westfalen an der mangelnden Unterstützung der Onkologen gescheitert war, soll sich jetzt entscheiden, ob Selektivverträge auch in ländlichen Regionen funktionieren und ob sie sich seitens der Kasse erzwingen lassen.

Dass es Probleme geben könnte, hatte sich abgezeichnet: Nicht nur die Zytoapotheker, sondern auch Ärzte und Patientenvertreter hatten die Verträge schon vor Inkrafttreten kritisiert.

Nachdem die Kasse Anfang November die Onkologen über die anstehenden Verträge informiert hatte, war der Hessische Apothekerverband (HAV) in die Gegenoffensive gegangen und auf die freie Apothekenwahl hingewiesen. Darauf hatte die AOK von Retaxationen Abstand genommen.

Bei der aktuellen Rabattrunde gab es nicht viele Gewinner: Der Herstellbetrieb Fresenius Kabi ist als Unterauftragnehmer bei den meisten Gebietslosen beteiligt. Der Konzern produziert entweder direkt für die angeschlossenen Apotheken, oder ist wirtschaftlich mit deren Herstellbetrieben verflochten.

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