Lieferengpässe

Schulz-Asche warnt vor Impfstoff-Panik

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Berlin -

Die Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche (Bündnis 90/Die Grünen) warnt davor, Flüchtlinge für Impfstoffengpässe verantwortlich zu machen: „Die aktuell angespannte Impfstoffsituation darf nicht missbraucht werden, um Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen“, erklärte die Gesundheitsexpertin. Zudem sei der Impfschutz der Bevölkerung nicht gefährdet. „Es besteht kein Grund für Alarmismus.“

Die derzeit bestehenden Lieferengpässe bei einzelnen Impfstoffen gefährdeten den Impfschutz der Bevölkerung nicht, betont Schulz-Asche. „Selbst wenn ein Impfstoff zurzeit vergriffen ist, gibt es oftmals andere Präparate, auf die Ärzte zurückgreifen können, wenn eine Immunisierung dringend notwendig ist.“

Bedauerlicherweise kämpfe Deutschland regelmäßig mit Impfstoffengpässen. Die Ursachen seien sehr vielfältig und unterschieden sich je nach Impfstoff, sodass es einfache Lösungen nicht gebe, so Schulz-Asche weiter. „Allerdings ist die Bundesregierung gefordert, gemeinsam mit Herstellern und Krankenkassen zügig Maßnahmen festzulegen, damit die Impfstoffversorgung in Deutschland in Zukunft dauerhaft gesichert ist.“

Derzeit gibt es laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bei 20 Impfstoffen Engpässe. 14 Vakzine sind gar nicht mehr lieferbar, bei sechs Präparaten sind lediglich einzelne Packungsgrößen betroffen. Riskante Lücken gibt es laut PEI allerdings nicht, da Alternativen zur Verfügung stehen. Auffrischungsimpfungen zu verschieben, hält das Institut für vertretbar.

Der Deutsche Verband der Kinder- und Jugendärzte (DVKJ) widersprach dem PEI: „Bis zum Jahresende werden wir bestimmte Impfstoffe nicht bekommen, etwa den Impfstoff gegen Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus“, teilte der Verband mit. Weder einheimische Kinder noch oft ungeimpfte Flüchtlingskinder könnten angemessen versorgt werden.

Stefan Derix, Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein, erklärte gegenüber dem Focus: „Nach unserer Einschätzung ist die aktuelle Flüchtlingslage einer der Hauptgründe für die Engpässe.“ Die Produktion von Impfstoffen werde stets im Vorjahr anhand von Hochrechnungen geplant. Die Flüchtlingsströme seien dabei nicht berücksichtigt worden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, Flüchtlingen in Gemeinschaftsunterkünften möglichst frühzeitig Schutzimpfungen zu ermöglichen. Abhängig vom Alter der Asylsuchenden empfiehlt die STIKO eine Kombinationsimpfung gegen Tetanus, Diptherie, Pertussis und Polio sowie die Grippeschutzimpfung für alle Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften. Kinder und Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden, sollen außerdem gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) geimpft werden.

Aus Sicht von Derix geht es nun darum, die Regelversorgung der Bevölkerung und die Impfungen für Flüchtinge abzuwägen. „Das ist ein Spagat, bei dem man im Zweifelsfall nicht allen gerecht werden kann“, sagt er dem Focus. Die Impfung der Flüchtlinge sei aber wichtig, da große Gruppen ohne Impfschutz ein Gesundheitsrisiko für die gesamt Bevölkerung darstellten.

Auch Schulz-Asche unterstreicht die Bedeutung der Impfung für die Asylsuchenden: „Ein großer Teil der Flüchtlinge kommt ohne ausreichenden Impfschutz zu uns und wird deshalb schnellstmöglich in den Erstaufnahmeeinrichtungen nach den Empfehlungen der STIKO durchgeimpft.“ Eine erhöhte Infektionsgefährdung der Allgemeinbevölkerung sei deshalb unwahrscheinlich – zumal die Allgemeinbevölkerung durch eine hohe Impfquote gut geschützt sei.

Schulz-Asche sprach sich für „Versachlichung statt Stimmungsmache“ aus. „Die große Anzahl an Menschen, die vor Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat fliehen mussten, stellt unser öffentliches Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen“, räumte sie ein. Aber: „Es ist und bleibt unsere vorrangige Aufgabe, den Schutz der Gesundheit aller in Deutschland lebenden Menschen zu gewährleisten.“

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