Die ABDA will unbedingt umziehen, die Suche nach einer neuen Bleibe ist aber noch nicht abgeschlossen. Entsprechend liegt der Umzugstermin in weiter Ferne. Dem Vernehmen nach könnte die Standesvertretung das bisherige Apothekerhaus in der Jägerstraße 49/50 jedoch schon zeitnah verlassen – und vorübergehend woanders mieten. Die Gründe liegen im Dunkeln.
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihm ein Bauprojekt lieber wäre als ein fertiges Haus – wegen der größeren Gestaltungsmöglichkeiten für die Bedürfnisse der Organisation. Für den Erwerb einer bestehenden Immobilie würde dagegen der Faktor Zeit sprechen. Denn für ein Bauprojekt müssten in Berlin anderthalb bis drei Jahre veranschlagt werden, sagte Schmidt im Dezember 2014.
Der Faktor Zeit ist es nun offenbar, der die Planungen der ABDA erneut durchmischt: Den Mitarbeitern in der Jägerstraße wurde Insidern zufolge in der vergangenen Woche offenbart, dass sie vorübergehend in ein anderes gemietetes Objekt umziehen müssen. Ein ABDA-Sprecher hat dies weder bestätigt noch dementiert.
Für eine Zwischenlösung könnte es verschiedene Gründe geben: Die ABDA könnte bereits einen Käufer für das Mendelssohn-Palais gefunden haben und kurzfristig ein anderes Objekt benötigen. Die bei einem doppelten Umzug anfallenden Kosten müssten sich in diesem Fall allerdings im Kaufpreis niederschlagen. Die andere Variante wäre ernster: Dass nämlich die ABDA aufgrund der Sanierungs- und Brandschutzarbeiten ihre Mitarbeiter umziehen muss.
Bei den Mitgliedsorganisationen ist das Thema bislang offenbar nicht aufgeschlagen. Allerdings gibt es in den Kammern und Verbänden durchaus Gesprächsbedarf – vor allem, was die neue Immobilie betrifft. Spätestens bei der Mitgliederversammlung soll es neue Informationen geben.
Die Mitgliederversammlung hat grundsätzlich entschieden, dass sich die ABDA-Spitze nach einem neuen Objekt umsehen soll. Die früheren Pläne zu einer Aufstockung des Mendelssohn-Palais wurden fallen gelassen. Das aktuelle Apothekerhaus in der Jägerstraße soll definitiv verkauft werden. Angeblich gab es sogar im Winter schon Interessenten für das Mendelssohn-Palais.
Nach einer ersten Auswahl möglicher Objekte und Grundstücke hatte die Mitgliederversammlung Präferenzen gesetzt: Funktionalität und Zukunftssicherheit waren den Vertretern der Kammern und Verbänden Schmidt zufolge besonders wichtig. Die ABDA wünscht sich räumliche Ressourcen für die kommenden 20 Jahre Verbandsarbeit.
Dass eine neue Lösung zeitlich mit dem Verkauf des Mendelssohn-Palais zusammenfällt, ist aufgrund des ziemlich konkreten Profils damit alles andere als selbstverständlich. Gegen einen schnellen Verkauf des heutigen Apothekerhauses hätte man bei der ABDA sicher nichts einzuwenden, wenn ein potenzieller Käufer mit ernsten Absichten und dem richtigen Preis vorstellig würde.
Die ABDA hatte das historische Mendelssohn-Palais im Herbst 2001 für 47 Millionen D-Mark (24 Millionen Euro) gekauft. In die Bücher genommen wurde das Haus mit knapp 21 Millionen Euro. Nach den üblichen Abschreibungen waren davon Ende 2013 rund 17 Millionen Euro übrig. Auf einen ähnlichen Betrag kam ein Verkehrswertgutachten, das die ABDA Ende 2010 auf Drängen einiger Mitgliedsorganisationen in Auftrag gegeben hatte, als über den Erwerb des Nachbargrundstücks gesprochen wurde.
Zuvor muss die ABDA allerdings noch einige Sanierungsarbeiten durchführen. Für die weitere Nutzung müssen neue Fluchtwege geschaffen werden. Schätzungen der Geschäftsführung gingen von 6 Millionen Euro für Brandschutz und Rettungswege aus. Dazu kämen etwa 2,5 Millionen Euro, die in die Haustechnik und die technische Gebäudeausrüstung investiert werden müssten. Zusammen mit den Aufwendungen für die Risssanierung müsste die ABDA nach eigenen Berechnungen etwa 11,5 Millionen Euro in das Objekt investieren. Und dann verkaufen.
APOTHEKE ADHOC Debatte