Klinische Pharmazie

Bundesverdienstkreuz für Irene Krämer

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Berlin -

Die Apothekerin Professor Dr. Irene Krämer wurde heute mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Die Direktorin der Apotheke der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz wird damit für ihre Verdienste um die Klinische Pharmazie und ihr ehrenamtliches Engagement geehrt. Krämer ist seit 1991 Direktorin der Krankenhausapotheke und hat seit 2006 die Professur für Klinische Pharmazie am Fachbereich Chemie und Pharmazie inne.

Dass sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden sollte, erfuhr Krämer vor etwa sechs Wochen, als sie einen Brief der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz erhielt. „Da war die Überraschung groß“, sagt sie. Im Rahmen einer Feier im Wissenschaftsministerium bekommt Krämer die Auszeichnung überreicht.

Krämer wurde 1957 in Trier geboren. In Mainz studierte sie von 1977 bis 1982 Pharmazie. Ihr Praktisches Jahr absolvierte sie in der Apotheke des Klinikums der Universität und in der Anker-Apotheke in Mainz. Anschließend erstellte sie bei Professor Dr. Walter Schunack ihre Dissertation zum Thema „Das Oxadiazolsystem als ‚Harnstoffäquivalent‘ in neuen Histamin-H2-Antagonisten“. Im Mai 1986 wurde sie mit der Gesamtbewertung „magna cum laude“ promoviert.

Seit 1985 arbeitete Krämer als Apothekerin in der Apotheke des Klinikums. Von 1987 an baute sie die zentrale Zytostatikazubereitung in der Apotheke auf und übernahm anschließend die Leitung für diesen Bereich. In dieser Zeit entstand die nach ihr benannte „Krämer-Liste“, in der Stabilitätsdaten zu Parenteralia zusammengefasst sind. „Ich brauchte diese Daten, konnte sie aber nicht finden. Also habe ich sie selbst erhoben und anderen zugänglich gemacht“, erzählt die Apothekerin.

Von 1984 bis 1988 bildete sich Krämer zum Apotheker für Klinische Pharmazie weiter und legte im Mai als erste regelweitergebildete Apothekerin in Deutschland die Prüfung ab. Das Fachgebiet steckte damals noch in den Kinderschuhen und lebte von dem Wissen und dem Engagement der Beteiligten, die Krämer als „Selfmade-Men and -Women“ bezeichnet. Dazu zählt sie auch sich selbst.

Die 90er Jahre waren für Krämer ereignisreich: 1991 wurde sie zur Direktorin des Krankenhausapotheke ernannt. Ein Jahr später begann sie, als Zweitbetreuerin Dissertationen zu klinisch-pharmazeutischen Fragestellungen zu begleiten. 1994 wurde Krämer zur ehrenamtlichen Pharmazierätin des Landes Rheinland-Pfalz ernannt.

Zwei Jahre später begann sie ihre Habilitation im Fach Pharmazeutische Technologie, die sie 1999 mit der Schrift „Entwicklung, Qualitätssicherung und Anwendungsoptimierung applikationsfertiger, einzelhergestellter Parenteralia im integralen Konzept von Cancer Care“ abschloss. Von da an leitete sie Doktoranden im Fach Klinische Pharmazie auch als Erstbetreuer an.

Zusammen mit ihrem Doktorvater Schunack, Professor Dr. Ulrich Jaehde und Kollegen aus der Krankenhauspharmazie gehört Krämer zu den Initiatoren der Klinischen Pharmazie in Deutschland. „Es gab damals eine intensive Bewegung“, erinnert sie sich. Unter den Studenten war der Wunsch groß, mehr patientenbezogene Pharmazie vermittelt zu bekommen. Krämer kannte durch Aufenthalte in den USA und internationale Kontakt Konzepte aus anderen Ländern.

„Eins zu eins konnte man die natürlich nicht umsetzen“, sagt sie mit Blick auf die unterschiedlichen Gesundheitssysteme, Zuständigkeiten und Vergütungsmodelle. „Aber der Bedarf war da und deshalb war es möglich, das Fachgebiet voranzubringen.“ Von 1996 an gab es in Mainz die ersten Seminare zur Klinischen Pharmazie, damals noch auf freiwilliger Basis. 2001 wurde das Gebiet als Prüfungsfach im zweiten Staatsexamen in die Approbationsordnung aufgenommen.

Von den Anfängen bis heute hat sich die Klinische Pharmazie aus Sicht von Krämer sehr gewandelt. „Es gab eine Entwicklung hin zu mehr patientenbezogenen Themen, Pharmakovigilanz und der Medikationsanalyse“, sagt sie.

Das Fachgebiet hat sich etabliert. In Mainz gibt es inzwischen eine Trainingsapotheke und ein simuliertes Patientengespräch eine Pflichtprüfung im sechsten Semester. Aber Krämer sieht weiter Handlungsbedarf: „Es gibt leider immer noch nicht an allen Instituten eine Professur für Klinische Pharmazie“, sagt sie. Während es früher kaum genug Personal dafür gegeben habe, sieht sie inzwischen eher einen Ressourcenmangel bei den Universitäten als Problem.

Auch berufspolitisch engagierte sich Krämer. Anfang der 90er Jahre war sie Mitglied im Ausschuss Klinische Pharmazie des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA). Von 1992 bis 2000 saß sie im ADKA-Präsidium, bevor sie 2000 zur Präsidentin ernannt wurde. Dieses Amt hatte sie zunächst bis 2004 und dann noch einmal von 2010 bis 2012 inne.

Der amtierende ADKA-Präsident Markus Müller gratulierte Krämer zum Bundesverdienstkreuz: „Mit Frau Professor Krämer erhält eine herausragende Vertreterin unseres Berufsstandes eine hoch verdiente Würdigung. Nicht nur ihre fachliche Qualifikation ist weit über Deutschlands Grenzen hinaus allgemein anerkannt; auch ihr Engagement für die wissenschaftliche Arbeit und die Nachwuchsförderung in der Klinischen Pharmazie ist beispielhaft.“ Ihre berufspolitische Tätigkeit sei für den ADKA viele Jahre lang prägend gewesen. Als Präsidentin habe sie wichtige Wegmarken für die Weiterentwicklung der Krankenhauspharmazie gesetzt.

Seit 1991 ist Krämer Mitglied der Kammerversammlung der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz sowie Mitglied im Fortbildungs- und Prüfungsausschuss für das Weiterbildungsfach Klinische Pharmazie. Von 1992 bis 2004 war sie zudem Mitglied in der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). Seit 2012 ist Krämer stellvertretende Vorsitzende der Ethikkommission der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz und seit 2013 Mitglied im Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

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