Den Privatgroßhändler Kehr zieht es nach Berlin. Das Braunschweiger Unternehmen und seine Tochterfirma Kehr Holdermann übernehmen den Standort des insolventen Großhandels Gesine in Ludwigsfelde südlich der Hauptstadt. Dafür werden rund 550.000 Euro investiert. Die Gläubiger der Gesine.net AG und die der Genossenschaft haben dem Kauf zugestimmt.
Weitere Interessenten für das Lager von Gesine gab es nicht. Das neue Gemeinschaftsunternehmen soll unter dem Namen Kehr Berlin geführt werden. Auch die Mitarbeiter sollen übernommen werden. Der Betrieb soll im Juni starten.
Für den Aufbau des neuen Betriebs sei das Unternehmen gut gewappnet, sagte Hanns-Heinrich Kehr. „Unsere Kunden haben uns zu verstehen gegeben, dass es im Großraum Berlin einen Bedarf nach einem unabhängigen, privaten Großhändler gibt, der konzernunabhängig agiert“, fügte Ulrich Kehr hinzu.
Kehr füllt auch sein Warenlager preiswert auf: Für etwas mehr als die Hälfte des ursprünglichen Einkaufspreises will der neue Eigentümer die Bestände übernehmen. Auch die Marke Gesine wollen sich Kehr und Holdermann als Teil des Anlagevermögens sichern. So wollen sie die Premiumapotheken schützen und als Kunden gewinnen.
Deutschlands zweitgrößter Privatgroßhändler, der zur Kooperation Pharma Privat gehört, baut damit seine Reichweite aus. Bisher unterhält das Braunschweiger Unternehmen eine Niederlassung am Hauptsitz. Kehr Holdermann hat zudem einen Standort in Dessau. Schon jetzt werden Apotheken in der Hauptstadt von Kehr versorgt.
Das Geld geht allerdings direkt an die Deutsche Leasing, die die Knapp-Technik finanziert hat. Für die anderen 70 Gläubiger sieht es mau aus: Die AG hat Schulden in Höhe von 9,3 Millionen Euro und weist nur noch ein Vermögen von rund 180.000 Euro auf.
Kehr wurde 1924 in Halberstadt gegründet und wird heute in der dritten Generation geführt. Der Großhändler beliefert täglich Apotheken mehr als 100.000 Packungen. Die Kunden verteilen sich auf die sechs Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen.
APOTHEKE ADHOC Debatte