Generikakonzerne

Stada: Investor will Apotheker ablösen

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Berlin -

Bei der Hauptversammlung der Stada Anfang Juni soll über einen Antrag abgestimmt werden, mit dem Apotheker und Ärzte aus dem Aufsichtsrat verbannt würden. Stattdessen sollen Branchenexperten ins Gremium einziehen, fordert der Finanzinvestor Active Ownership Capital (AOC). Die neuen Kontrolleure sollen dem Management Druck machen.

Anfang Mai hatte AOC über seine Gründer Florian Schuhbauer und Klaus Röhrig gemeinsam mit BNY Mellon Service 5,05 Prozent der Aktien sowie 1,92 Prozent der Optionen gesichert. Sie wollen den Konzern einer Rosskur unterziehen – gerne gemeinsam mit dem Management, wie Schuhbauer versichert. Nur der amtierende Aufsichtsrat passt aus Sicht der Investoren nicht mehr zum Unternehmen.

AOC hat ein Ergänzungsverlangen für die Tagesordnung der Hauptversammlung am 9. Juni eingereicht. Demnach sollen fünf der neun Aufsichtsratsposten neu besetzt werden – also fast alle den Anteilseignern zuzurechnenden Positionen. Konkret schlägt AOC nicht nur die Abberufung von Aufsichtsratschef Dr. Martin Abend, Rechtsanwalt aus Dresden, vor. Auch die Apotheker K. F. Arnold Hertzsch (Augustus-Apotheke, Dresden), Dieter Koch (ehemals Apotheke Dänischenhagen) und Constantin Meyer (Kreuz-Apotheke, Seelze) sollen ihre Stühle räumen, genauso wie Dr. Eckhard Brüggemann, Allgemeinarzt aus Herne. Lediglich Carl Ferdinand Oetker, ehemaliger Generalbevollmächtigter des Bankhauses Lampe und seit Kurzem Investor, soll bleiben dürfen.

Um zu illustrieren, wie lange die Aufsichtsräte der Stada schon im Amt sind, hat AOC in einer Präsentation eine Zeitleiste aufgestellt: Als Koch seinen Dienst antrat, kam gerade Michael Jacksons Album „Thriller“ heraus (1983). Hertzsch wurde ernannt, als Bill Clinton Präsident wurde (1993), Brüggemann im selben Jahr wie Tony Blair britischer Premierminister. Als Abend und Meyer an Bord kamen, brachte Nokia gerade das 3100 auf den Markt.

Kommt der Antrag durch, könnte es für Konzernchef Hartmut Retzlaff und seine Vorstandskollegen ungemütlich werden, die mit ihren bisherigen Kontrolleuren gut gefahren sind. Ein potenzieller Nachfolger für Retzlaff war bislang nie in Sicht; einen mächtigen Großaktionär, der das Heft des Handelns in die Hand nehmen könnte, gab es ebenso wenig. So schluckten die Aktionäre so manche Kröte, etwa die fürstlichen Pensionsansprüche ihres Champions.

AOC schlägt mehrere Branchenexperten vor, die die weitere Entwicklung aktiv mitgestalten sollen. Unter den Kandidaten sind die ehemalige Chefjuristin von Sandoz, Julia Barth, die heute in selber Funktion für GE Healthcare arbeitet, und Klaus-Joachim Krauth, ehemaliger Finanzchef von Hexal und der Strüngmann-Holding Santo.

Auch dem ehemaligen Chef der Techniker Krankenkasse, Professor Dr. Norbert Klusen, wird das Zeug zum Stada-Kontrolleur zugetraut, genauso wie Dr. Ulrich Wandschneider, der gerade beim Klinikkonzern vom Vorstand in den Aufsichtsrat gewechselt ist. Alle Kandidaten hätten bereits die Bereitschaft erklärt. Mit Röhrig soll auch ein Gründungspartner von AOC in das Kontrollgremium von Stada einziehen.

„Wir finden die Strategie der Stada im Grundsatz gut: Internationalisierung und Fokussierung auf das Markengeschäft“, sagt Schuhbauer. „Aber dem Management muss auch der richtige Aufsichtsrat an die Seite gestellt werden. Die Kandidaten, die wir vorschlagen, würden den Aufsichtsrat mit international anerkannten Experten der Pharma- und Healthcare-Branche sowie Experten für Management, Corporate Governance, Finanzen und Recht stärken.“

Die Notwendigkeit, im Aufsichtsrat als dem für die Anteilseigner wichtigsten Gremium noch die Fahne der Genossenschaft hochzuhalten, sehen die Investoren offenbar nicht. 23 Jahre nach der Öffnung des Aktionärskreises und 18 Jahre nach dem Börsengang sind von den rund 42.000 Aktionären nur noch 11 Prozent Apotheker und Ärzte. Retzlaff selbst verweist gerne auf den Wandel der Stada – und darauf, dass das Unternehmen bei seinem Antritt 1993 noch ein „besserer Hasenstall“ gewesen sei.

Doch offenbar gab es auch unter Retzlaff Versäumnisse: Laut der von AOC veröffentlichten Präsentation konnten Investments von 2,3 Milliarden Euro in Produkte und Lizenzen den Aktienkurs nicht steigern, sondern sind größtenteils verpufft. Andere Hersteller wie Teva, Mylan, Perrigo, Sun oder Allergan konnten im Vergleich zu Stada nicht nur deutlich mehr Umsatz machen, sondern auch den Aktienkurs um ein Vielfaches steigern.

AOC hat vier Punkte ausgemacht, um die Stada fit zu machen: Neue Produkte müssten schneller und in mehr Ländern eingeführt werden. Die Beschaffungskosten könnten um 5 Prozent reduziert werden. Auch durch die Ausweitung der Produktion in den 16 eigenen Fabriken und die Optimierung der Verwaltung könnten Kosten eingespart werden.

Schuhbauer versichert, dass er die Stada gemeinsam mit dem bestehenden Management weiterentwickeln will. „Wir steigen bei Unternehmen ein, bei denen wir Verbesserungspotenzial sehen. Wir haben einen starken operativen Fokus und wollen mit einem langfristigen Anlagehorizont von drei bis sieben Jahren eine echte Wertsteigerung erzielen.“

So glaubt er auch daran, dass die Stada in der sich rasant konsolidierenden Branche alleine bestehen kann. „Ich bin davon überzeugt, dass Stada den Aktienkurs in vier bis fünf Jahren verdoppeln kann.“

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