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Katjes kauft Wick-Hustenbonbons

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Berlin -

Hustenbonbons sind in Apotheken ein klassisches Mitnahmeprodukt. An kaum einer Kasse fehlen die bunten Packungen. Procter & Gamble (P&G) ist mit seiner Marke Wick in Apotheken und Drogerien vertreten. Doch der US-Konsumgüterkonzern hat seine Hustenbonbons an den Süßwarenhersteller Katjes verkauft.

Katjes hat die Vermarktung der Hustenbonbons in allen europäischen Ländern sowie Russland übernommen. Die Lizenz ist nicht befristet. Das Sortiment von Wick sei weitgehend zurckerfrei, was im Angebot von Katjes noch gefehlt habe, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Tobias Bachmüller. Die Höhe des Kaufpreises wurde nicht genannt.

In den Apotheken übernimmt Dallmann den Vertrieb. Das Unternehmen gehört seit 2012 komplett zur Katjes-Gruppe. Laut Geschäftsführer Dr. Stefan Feit sind die Bonbons eine gute Ergänzung zum eigenen Sortiment: „Wick-Hustenbonbons sind stark im Mentholbereich, Dallmann's im Kräuterbereich“, sagt er. Die Produkte werden künftig vom bundesweit 25 Mann starken Außendienst angeboten. Feit geht davon aus, Wick wieder nach vorne bringen zu können. Zuletzt hatte die Marke geschwächelt.

Im Mass Market übernimmt Katjes den Vertrieb der Produkte selbst. „Wir freuen uns sehr über diese Aufgabe und sind von der Einzigartigkeit der Marke Wick überzeugt, welche europaweit sehr bekannt ist“, sagt Bachmüller.

Katjes ist laut eigenen Angaben nach Haribo und Storck die Nummer 3 im deutschen Zuckerwarengeschäft. Das Familienunternehmen geht auf Xaver Fassin zurück, der das Rezept für die „Lakritz-Kätzchen“ aus Sizilien mitgebracht hatte. Sein Enkel Bastian Fassin steht seit 2004 gemeinsam mit Bachmüller an der Spitze des Unternehmens.

Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren durch mehrere Zukäufe gewachsen. So wurden etwa Ahoj-Brause, Hustelinchen und Gletscher Eis erworben. Dallmann wurde 1889 von einem Apotheker gegründet. Das bekannteste Produkt sind die Salbeibonbons, mit denen das Unternehmen Marktführer ist. Die Bonbons werden seit 1959 in unveränderter Form hergestellt und sind in Apotheken, Drogerien und im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich.

P&G hatte vor einem Jahr angekündigt, die Hälfte seiner Marken zu verkaufen. Im Juli ging Wella für 11 Milliarden Euro an den US-Konzern Coty, der von der Unternehmerfamilie Reimann (Reckitt Benckiser) kontrolliert wird. Betroffen sollten außerdem kleinere Linien sein, die wegen rückläufiger Umsätze das Wachstum des Konzerns behinderten.

In Apotheken gibt es eine ganze Reihe von Produkten gegen Halsschmerzen – von der medizinischen Pastille bis zum Lutschbonbon. Das Geschäft alleine mit den Bonbons lag zuletzt bei etwas mehr als 80 Millionen Euro auf Basis der Verkaufspreise. Marktführer ist Dr. C. Soldan mit einem Anteil von knapp einem Viertel. Dahinter folgen Engelhard mit Isla Moos, Dr. Pfleger mit Ipalat und Klosterfrau mit Ricola mit jeweils rund 15 Prozent. Dallmann's liegen mit 6 Prozent knapp vor Wick und Emser auf Rang 5.

Insgesamt ist der deutsche Bonbonmarkt mehr als 420 Millionen Euro schwer. 36 Prozent entfallen auf den Lebensmitteleinzelhandel, weitere 19 Prozent auf die Discounter. Auch die Apotheken kommen auf 19 Prozent, die Drogeriemärkte auf 16 Prozent. Allerdings war das Geschäft in der Offizin zuletzt rückläufig, genauso wie das in den Supermärkten. Dagegen konnten Drogerien und Discounter ihren Marktanteil ausbauen. Tankstellen und Kioske spielen mit je 5 Prozent eine untergeordnete Bedeutung.

Über alle Vertriebskanäle hinweg hat Ricola mit 22 Prozent die Nase vorn. Dahinter folgen die Eigenmarken der Handelsunternehmen mit 18 Prozent. Wick kommt auf 8 Prozent, musste aber in den vergangenen Jahren deutlich Federn lassen. Andere wichtige Anbieter im Gesamtmarkt sind Soldan und Fisherman's Friend. Deren Vertrieb in der Apotheke verantwortet Wepa (Pectoral). Im Lebensmitteleinzelhandel sind außerdem Pulmoll und Vivil zu Hause, in Drogerien außerdem Kaiser.

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