Als Folge des EuGH-Urteils zu Rx-Boni befürchten viele Apotheker einen weiteren Rückgang der Betriebsstätten. Selbst ohne Preiswettbewerb ausländischer Versandapotheken ist die Zahl der Apotheken seit Jahren rückläufig. Nach aktuellen Zahlen der ABDA hat sich die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht verschärft.
Zwischen Januar und September haben erneut deutlich mehr Apotheken geschlossen als neu geöffnet. Unter dem Strich steht nach ABDA-Zahlen ein Verlust von 156 Apotheken, was in diesem Fall ein Nettowert ist. Auf Nachfrage bislang nicht zu erfahren war, wie viele Öffnungen und Schließungen es jeweils gab. Nachdem das Apothekensterben vorübergehend etwas abgeflacht war, ist der Trend jetzt wieder negativ: In den ersten neun Monaten des Vorjahres hatten 145 Betriebsstätten geschlossen.
Zum Ende des dritten Quartals 2016 fiel die Zahl auf 20.093 Apotheken. Zum Jahresende 2015 waren es noch 20.249. Bei der ABDA geht man daher davon aus, dass die Apothekenzahl im kommenden Jahr unter 20.000 sinken wird. Schon jetzt sei der niedrigste Stand seit dem Wiedervereinigungsjahr 1990 mit damals 19.898 Apotheken erreicht.
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erneuert angesichts dieser Zahlen seine Forderung nach einem Rx-Versandverbot: „Der Verdrängungswettbewerb ist für kleine und ländliche Apotheken schon heute sehr hart. Ebenso wie ihre Patienten müssen sie sich darauf verlassen können, dass Rezepte überall zu den gleichen Bedingungen eingelöst werden können. Ein destruktiver Preiswettbewerb durch Versandapotheken würde schnell ihre Existenz bedrohen. Wenn der Trend zu Schließungen zunimmt, wird das absehbar für die wohnortnahe Versorgung ein Problem.“
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am 19. Oktober entschieden, dass sich ausländische Versandapotheken nicht an die Preisbindung halten müssen und damit Rx-Boni gewähren dürfen. Deutschen Apotheken ist dies nach wie vor verboten.
Schmidt warnt vor den Folgen eines weiteren Rückgangs der Apotheken: „Jede Apotheke, die aufgeben muss, hat Patienten, die sie vermissen werden. Dieser Verlust ist nicht nur pharmazeutisch spürbar, sondern meist geht ein persönlicher Kontakt für die kleinen Sorgen des Alltags verloren.“ Seit 2008 ist die Zahl der Apotheken rückläufig. Damals gab es 21.602 Apotheken.
Derzeit kann die flächendeckende Versorgung laut Schmidt weiterhin gewährleisten werden, weil die umliegenden Apotheken die Versorgung übernehmen: „Sie leisten Nacht- und Notdienst, stellen individuelle Rezepturen her, bieten Botendienste an, bedienen schnell dringende Rezepte, erklären die Anwendung von Insulinpens vor Ort“, so der ABDA-Präsident.
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