Krankmacher Arbeitsplatz

Gefahren und Gegenmaßnahmen

Stress, mangelnde Bewegung und weitere Faktoren machen Arbeitnehmer in Deutschland krank

Trier -

Die meiste Zeit des Tages verbringen viele der rund 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland an ihrem Arbeitsplatz. Dabei sind sie unterschiedlichen äußeren Einflüssen ausgesetzt, die sie zum Teil nicht kontrollieren oder steuern können, wie Lärm oder Schadstoffe, aber auch Stress, mangelnde Bewegung und hohe Belastung. Bewegungsmangel gehört unter vielen Ärzten bereits zu dem Hauptverursacher von Herzkrankheiten im späteren Lebensweg. Doch die Faktoren lange Sitzen oder Stehen, Stress, Übermüdung und auch Mobbing kommen erst langsam in die Untersuchungen und Analysen hinein und die Langzeitwirkungen werden nach und nach erforscht. Doch sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer sind gefragt, etwas an den krank machenden Begebenheiten zu ändern und zwar lieber gestern als morgen.

Mangelnde Bewegung
Laut einem WHO-Bericht von 2014 ist mangelnde Bewegung einer von zehn führenden Faktoren für die weltweite Sterblichkeitsrate mit 3,2 Millionen Toten pro Jahr. So erhöht sich das Sterblichkeitsrisiko um bis zu 30 Prozent gegenüber Personen, die mindestens einmal in der Woche 150 Minuten Sport betreiben. Zu den Faktoren zählen Herzinfarkte, Herzerkrankungen, Diabetes und Darmkrebs.

Die Techniker Krankenkasse kommt für Deutschland zu dem Schluss, dass nicht nur die Bürotätigkeit, sondern auch das fehlende Engagement vieler Personen sich nach oder vor der Arbeit ausreichend zu bewegen, zu dem erhöhten Krankheitsrisiko führt.

Fast 40 Prozent der Frauen und über 30 Prozent der Männer geben an, dass sie nach der Arbeit oder dem Tag auf dem Sofa entspannen, weitere 40 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer machen zumindest einige Gartentätigkeiten oder Spaziergänge. Dabei gilt das generelle Dilemma: wer sich generell gerne bewegt, bewegt sich auch in Freizeit, auf der Arbeit oder im Alltag mehr als Personen, die sich schlapp und erschöpft fühlen und selbst realisieren, dass ihr Körper zu wenig Bewegung erhält.
Rund 46 Prozent der Befragten sitzen fünf bis acht Stunden am Tag, 27 Prozent sogar neun Stunden und mehr, bedingt durch die Arbeit. Über 44 Prozent der Arbeitnehmer solcher Berufe wünscht sich einen ergonomischen Arbeitsplatz mit Stehtischen, Gymnastikbällen oder Balancekissen und 37 Prozent sehen Gesundheitskurse direkt im Unternehmen als sinnvolle Präventionsmaßnahme.

Nahezu ein Viertel der Bevölkerung klagt über Schlafstörungen und Müdigkeit, jede zweite Person unter 40 Jahren leidet unter Beschwerden des Bewegungsapparates. Hier setzen Initiativen der Krankenkassen, Ärzte und des Gesundheitsministeriums an, um sowohl in der Arbeitswelt, als auch in der Freizeit für mehr Bewegung, Sport und Fitness zu sorgen. Die Initiative „In Form“ der Bundesministerien für Gesundheit, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz startete bereits 2008 und implementierte Projekte und Aktionen für eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung. Beispielsweise soll das Projekt „Job & Fit“ die Verpflegung in Betriebskantinen verbessern und bestimmte Standards einhalten, um die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten und gesunde Alternativen im hektischen Alltag zu bieten.

Doch auch ohne Projekte und Maßnahmen können Betroffene selbst bereits viel an ihren Problemen ändern und besonders im Alltag und Beruf Kleinigkeiten implementieren, die sich innerhalb kürzester Zeit positiv auswirken. Am Arbeitsplatz können Mitarbeiter ihren Schreibtisch, Bürostuhl und die Einstellungen des Monitors überprüfen und nach ergonomischen Gesichtspunkten ausrichten lassen oder Änderungen bei den entsprechenden Abteilungen beantragen. Bürostuhl24 informiert nach langjähriger Erfahrung mit der Verbesserung des Arbeitsplatzes darüber, dass sich Arbeitnehmer selbst um ihre Gesundheit kümmern und ein angenehmes Arbeitsklima einrichten sollten, da die vorhandene Bildschirmarbeitsverordnung zwar Richtlinien vorsieht, jedoch die Umsetzung gesetzlich nicht vorgeschrieben ist. Dazu gehört auch die aktive Gestaltung des Alltags, indem viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad getätigt werden, eine generelle Fitness eingehalten und die Ernährung umgestellt werden kann.

Im Internet lassen sich zahlreiche Rezepte für Pausensnacks finden, die nicht ungesund oder schwer im Magen liegen müssen.

Quelle: http://www.famipoint.de/

Stress und Mobbing
Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) analysierte 2015 erneut die Ursachen und Gründe für Fehlzeiten von Arbeitnehmern. Besonders in Callcentern und in der Altenpflege ist die psychische Belastung sehr hoch und generell nimmt die Diagnoseanzahl der psychischen Erkrankungen in Deutschland zu. 25,2 Tage Ausfallzeiten werden durch diese verursacht und sie halten doppelt so lang an, wie der Durchschnitt von 11,9 Tagen.

Seit 2014 diskutiert das Arbeitsministerium über eine Anti-Stress-Verordnung, um den gestiegenen psychischen Problemen oder zumindest der deutlich gewordenen Sichtbarkeit dieser entgegen zu wirken. Darin sollen Belastungsgrenzen festgesetzt werden und Problematiken wie die Dauererreichbarkeit, hohe Arbeitsbelastung und weitere Faktoren minimiert werden. Laut einer Studie der OECD hat sich die Work-Life-Balance in Europa verschlechtert, viele Arbeitnehmer fühlen sich beispielsweise nach der Arbeit zu müde, um Freizeitaktivitäten nachzugehen oder sie machen sich große Sorgen über berufliche Probleme auch nach Feierabend. Vor allem die geringe Zeit, die mit der Familie, Partnern oder Freunden verbleibt, ist ein großer Kritikpunkt vieler Arbeitnehmer, der sie über einen längeren Zeitraum psychisch belasten kann.

Stress muss nicht ungesund sein, denn die wissenschaftliche Forschung unterscheidet zwischen Eustress und Disstress:

Während der Eustress das Immunsystem stärken kann, sorgt der Disstress nicht selten für das Post-Stress-Syndrom. Nach einer langen oder intensiven Stressphase kommen Körper und Geist endlich zur Ruhe und dann wird der Arbeitnehmer plötzlich krank, wie es oft im Urlaub zu sehen ist. Die vorherige Alarmbereitschaft von Körper und Geist sinkt in sich zusammen und das kann dazu führen, dass das Immunsystem herunterfährt. Gerade nach bestandenen Prüfungen, erledigten Deadlines oder Beendigung von großen Projekten werden viele Menschen krank. Hier gilt es, die Kontrollmechanismen zu lockern und Mitarbeitern ein besseres Zeitmanagement-System und Freiräume zu gewähren.

Mobbing am Arbeitsplatz ist kein neues Phänomen, doch innerhalb der letzten Jahre finden mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Anlaufstellen und werden mit ihren Problemen ernst genommen. Cybermobbing, also das Mobbing innerhalb sozialer Onlinenetzwerke, in Chats, Foren oder über E-Mails ist seit dem Boom des Internets vermehrt aufgetreten, nicht nur bei Kindern und Jugendlichen. Das Bündnis gegen Mobbing und Cybermobbing stellte 2014 eine Studie vor, welche besagt, dass rund 28 Prozent der Befragten bereits Opfer von Mobbing wurden und fast 40 Prozent der Fälle länger als ein Jahr andauerten. Als Folgen treten Schlafstörungen, Burnout, Depressionen, Suchtverhalten und psychosomatische Krankheiten auf, die sich oft noch Jahre später im Leben verfestigen können.

Mobbing-Definition:

  • Die Angriffe sind systematisch und gezielt
  • Sie treten häufig und über einen längeren Zeitraum auf
  • Zwischen den Beteiligten besteht ein Machtungleichgewicht zuungunsten der von Mobbing betroffenen Personen
  • Es kommt zu einer Isolierung der Betroffenen

Stichproben lassen erkennen, dass Angestellte und Schüler oder Auszubildende am häufigsten von Mobbing betroffen sind und in der Hälfte der Fälle Vorgesetzte an den Mobbing-Attacken beteiligt sind.
Viele versuchen die Probleme zu vermeiden, indem sie sich versetzen lassen oder den Arbeitgeber wechseln. Außerdem sind Mobbing-Opfer im Schnitt bis zu sechs Tage häufiger krankgeschrieben als andere Angestellte. Die dadurch entstandenen Kosten schätzen Experten auf rund drei Milliarden Euro, ohne weitere Kosten wie Krankenbehandlungen Medikamente oder verminderte Arbeitsleistung mit einzubeziehen.

Veränderungen können die Rahmenbedingung der Arbeitswelt beinhalten, wie die Auflockerung der Hierarchien, eine verminderte Konkurrenzorientierung oder das Einrichten von Anlaufstellen im Unternehmen, Fort- und Weiterbildungen zu innerbetrieblichen Konflikten und ein entschiedenes Vorgehen gegen Mobbing-Attacken und Täter.

Der Arbeitgeber ist verpflichtet seine Mitarbeiter zu schützen und ein Betriebsklima herzustellen, das die Gesundheit nicht gefährdet. Kommt es zu Mobbingfällen innerhalb der Firma, muss der Vorgesetzte Maßnahmen ergreifen, wie beispielsweise mobbende Mitarbeiter zu ermahnen, zu versetzen oder zu kündigen, wenn schwerwiegende Fälle vorliegen. Hilfreich ist es, wenn Betriebsräte, Mitarbeitersprecher oder Mobbing-Beauftragte vorhanden sind, um einen Ansprechpartner zu erhalten, der weitere Maßnahmen in die Wege leiten kann.

Tipps für Angestellte bei Mobbing-Attacken:

  • Mobbing-Tagebuch als Beweis anlegen
  • In der Anfangsphase mit Konfliktgegnern sprechen
  • Betriebsrat, Personalrat oder Kollegen informieren
  • Vorgesetzte mit einbeziehen, wenn die Situation weiter eskaliert
  • Sich Angehörigen und Freunden anvertrauen
  • Beratungsstellen und -telefone nutzen
  • Rechtsberatung einschalten

 

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